Wikileaks mobilisiert Freiheitskämpfer

Anonymous wirbt für Unterstützung der Enthüllungsplattform

Der Konflikt um die Enthüllungsplattform „Wikileaks“ zeigt wieder einmal mit überragender Deutlichkeit, dass das Internet durchaus in der Lage ist, gesellschaftliche Vorgänge zu verändern.

Weil die Veröffentlichung von Diplomatengeplänkel diverse Peinlichkeiten hochgespült hat, ist eine gewisse Verstimmung der betroffenen Mächte nachvollziehbar. Der nicht legal gerechtfertigte Angriff auf Wikileaks hingegen hat die Sache nur schlimmer gemacht. Der amerikanische Provider schaltete die Domain ab, Amazon sperrte die Server und Paypal sowie Visa und Mastercard sperrten die Konten. Dies alles, ohne dass jemals irgendein Gericht die Tätigkeit von Wikileaks als illegal verurteilt hätte. Die Rechtslage ist nämlich keineswegs eindeutig. Strafbar ist Geheimnisverrat. Bereits verratene Geheimnisse aber öffentlich zu machen ist es nicht – schließlich berichten die Zeitungen ja auch genüsslich aus den Dokumenten.

Die erschreckende Kollaboration von nominell freien Wirtschaftsunternehmen mit der Macht hat Internetaktivisten auf den Plan gerufen. Die ursprünglich in der Auseinandersetzung mit Scientology entstandene Bewegung „Anonymous“ wirbt nun für die Unterstützung von Wikileaks. Nicht nur, dass bei Wikileaks auch etliche Scientology-Dokumente zu finden sind – wo die Freiheit auf dem Spiel steht, ist Anonymous auf dem Plan. Der Versuch, die Server zu Sperren hat das Gegenteil bewirkt: inzwischen gibt es die erstaunliche Anzahl von 1885 Servern weltweit, welche die Daten von Wikileaks spiegeln und somit verfügbar halten.

HL

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 6/2010 ab Seite 03