Stille klangvolle Ökumene

Das Vermächtnis von Roger Schutz und der Bruderschaft von Taize
Kaum eine religiöse Bewegung hat sowohl Generationen von Jugendlichen als auch kirchliche Liturgie und Gottesdienstgestaltung so nachhaltig geprägt, wie die Bruderschaft von Taizé. Ihr Prior, Frére Roger Schutz, wurde im Alter von 90 Jahren am 16. August von einer offenbar geistig verwirrten Frau beim Abendgebet erstochen. Dass er, eine „Ikone des Friedens“, nicht von Gewalt verschont blieb, ist eine bittere Realität. Diese sollte aber dazu inspirieren, in der Tradition von Taizé den Weg des Glaubens zu beschreiten, „der zu Frieden und Heil führt“, meinte der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes Ishmael Noko in einer Presseerklärung.

Roger Schutz wurde 1915 in der Provenze in der Schweiz als Sohn eines reformierten Pfarrers geboren. Er hatte in Lausanne und Straßburg evangelische Theologie studiert.

„Schütz verstand seine Theologie als Rückkehr zu den Wurzeln des Christentums, als Erweckung der einfachen und ursprünglichen Botschaft des Jesus Christus. Diese Botschaft war für ihn auf den ersten Blick von überwältigender Schlichtheit, und doch schier unmöglich zu leben: Sie hieß Gewaltlosigkeit und Versöhnung.“1

Das praktische Leben dieser Botschaft in einer spirituellen Gemeinschaft macht den Reiz und die Anziehungskraft von Taizé für zehntausende evangelische und katholische Jugendliche aus, die jedes Jahr in den kleinen burgundischen Ort pilgern. 1940 wurde dort der ökumenische Männerorden der Bruderschaft von Taizé gegründet. Ihre Ausstrahlung wird die Gemeinschaft wohl auch nach dem Tod von Roger Schutz nicht verlieren.

Harald Lamprecht
 
1. Thomas Assheier, Die Zeit 18. 8. 2005

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 4/2005 ab Seite 17