Dalai Lama auf dem Ökumenischen Kirchentag
Sein Image pflegen - das macht der Dalai Lama auf dem Kirchentag, könnte man als unbedarfter Zuschauer spontan antworten. Man mag zu dem Oberhaupt der Gelugpa-Schule des tibetischen Buddhismus stehen wie man will - dass er allein durch seine Teilnahme an einer einzigen der ca. 2300 Veranstaltungen des Kirchentages zum Medienstar des Tages wird, bleibt ein seltsames Phänomen, das eine eingehendere Analyse verdient hätte. In dem zweiminütigen ARD-Bericht vom Kirchentag in der Tagesschau gehörte die reichliche Hälfte der Sendezeit dem Dalai Lama. Der Berliner „Tagesspiegel“ vom Sonnabend titelte auch „Seine Heiligkeit“ während die über 200 000 Christen in Berlin nur mit kleineren Artikeln auf den Innenseiten bedacht wurden.
Hat er vielleicht auf seine Veranstaltung in der Waldbühne etwas bahnbrechendes gesagt? Hat er wegweisende „Visionen für eine globale Ethik“ entwickelt, die einer solchen Aufmerksamkeit Rechtfertigung verschaffen würde? Was berichten die Zeitungen und Fernsehsender von seinem Auftritt?
„Das wichtigste an unserem Leben ist Fröhlichkeit.“ „Alle Menschen sind gleich, ob Westler, Ostler, ob gelb oder schwarz.“ haben die Spiegel-Redakteure als seine Kernsätze notiert. Die Menschen sollten mit Hilfe von Intelligenz und Meditation eine Haltung des Mitgefühls entwickeln. Dadurch entstehe innerer Frieden, der der Schlüssel zum Weltfrieden sei, fasst Idea-Spektrum seine Botschaft zusammen. Diese Sätze sind so banal, dass sie gar nicht falsch sein können. Auch das Allianz-Magazin, obwohl kritisch eingestellt, schenkte dem Dalai Lama seine Titelseite. Ein Lob hat sich in dieser Beziehung die sächsische Kirchenzeitung „Der Sonntag“ verdient, die sich in ihrer Berichterstattung vom ÖKR der „Lamanie“ erfolgreich widersetzen konnte und ihren Platz lieber christlichen Themen widmete.