Deutschlands Festtagsbräuche
Im Auftrag einer Preissuchmaschine erschien diese Beschreibung religiöser und gesellschaftlicher Feiertage. Möglicherweise möchten die Herausgeber die Anlässe zum Schenken auch jenseits des christlichen Weihnachtsfestes mehr in das allgemeine Bewusstsein heben, aber das spielt in der Broschüre keine Rolle. Diese liefert eine sehr auf Elementarisierung und Allgemeinverständlichkeit bedachte Einführung in ausgewähltes Festagsbrauchtum von 5 Religionen: Hinduismus, Islam, Judentum, Buddhismus, Christentum. Dazu kommen noch drei mehr oder weniger bekannte sogenannte „Konfessionslose Feiertage“, die von den Herausgebern ausgesucht wurden.
Positiv hervorzuheben ist die lockere und freundliche grafische Gestaltung mit vielen Bildern und Piktogrammen. Die eigentlichen Texte sind in Interview-Form gehalten, was sie auch sehr aufgelockert und verständlich werden lässt. Jeweils eine Vertreterin bzw. ein Vertreter der jeweiligen Religion gibt eine Einführung in die religiösen Grundlagen des Glaubenssystems und stellt dann einen Feiertag der eigenen Religion näher vor. Diese Interviews bilden das Herzstück der Broschüre und sind, da von jeweils aktiven Personen aus den jeweiligen Religionen verfasst, auch authentisch. So berichtet der Medizinstudent Sanni Goswami über das hinduistische Lichterfest Diwali, Eren Güvercin von der Alhambra-Gesellschaft stellt das islamische Opferfest am Ende des Ramadan vor, die Berliner Illustratorin Lana Lux beschreibt das jüdische Pessach-Fest, die buddhistische Nonne Tsunma Konchok Jinpa Chodron vom Rat der Deutschen Buddhistischen Union bringt das Vesakh-Fest nahe und für das Christentum erzählt der katholische Theologe Tobias Sauer vom ruach.jetzt-Netzwerk, was das Osterfest und die Zeit ringsherum, also von der Fastenzeit bis Pfingsten, für ihn bedeutet. Hier ist es den Herausgebern gelungen, freundliche und zeitgemäße Beschreibungen aus der jeweiligen Innenperspektive zusammenzubringen, die für die Leserinnen und Leser eine Horizonterweiterung bringen können.
Demgegenüber fallen die angeblichen „konfessionslosen“ Feiertage spürbar ab. Es beginnt mit einer unsachgemäßen Gleichsetzung von Konfessionslosigkeit und Atheismus (dabei sind nur die wenigsten Konfessionslosen entschiedene Atheisten). Der Abschnitt fällt auch insofern aus dem Rahmen, weil sie eben gerade keine atheistisch-religiösen Feiertage sind. Besser wäre es, hier von Feiertagen mit säkularer Begründung zu sprechen. Muttertag und Frauentag können durchaus auch von religiösen Menschen mit begangen werden, ebenso wie der „Karneval der Kulturen“. Dieses Berliner Straßenfest während der Pfingsttage hat allerdings schon im Rest von Deutschland keine vergleichbar Bedeutung. Auch wird hier das Schema des Interviews verlassen, so dass die Darstellung etwas bemüht wirkt.
Ergänzend zu der als PDF zum Download bereitgestellten Broschüre gibt es im Internet einen interaktiven Festtagskalender mit weiteren Festen aus den Religionen und knappen Beschreibungen zu deren jeweiliger Bedeutung und damit verbundenem (z.T. sehr regionalen) Brauchtum. Neben der auch hier unpassenden Titulierung als „Atheismus“ gibt es da einige kleinere Fehler in den Zuordnungen, die sich gewiss noch korrigieren lassen. Wer sich aber schnell informieren will, ob derzeit ein Feiertag einer der beschriebenen Religionen ansteht, kann das dort mit wenigen Klicks klären.
Insgesamt ist das Projekt ein interessantes Mittel, über die Festtagsbräuche auch anderer als der eigenen Religion und Kultur miteinander ins Gespräch zu kommen. Wer also z.B. für Unterrichtszwecke knappe und verständlich aufbereitete Einführungen in die klassischen Religionen anhand zentraler Festtage sucht, kann hier fündig werden.
Festtags-Guide und interaktiver Kalender:
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