Die inoffizielle Wahrheit

Warum sind Verschwörungstheorien attraktiv?

Sind die weißen Streifen am blauen Himmel, die hinter Flugzeugen aufscheinen, wirklich nur harmlose Kondensstreifen, oder werden dort heimlich Chemikalien versprüht? Waren die Anschläge am 11. September 2001 wirklich von islamistischen Terroristen begangen? Oder haben da die Geheimdienste mitgemischt? Waren die Amerikaner tatsächlich auf dem Mond, oder sind die Bilder in einem Filmstudio entstanden? Ist der Klimawandel nur eine große Propagandalüge? Gibt es am Südpol noch geheime unterirdische Militärbasen des Nazireiches, die das Kriegsende verpasst haben?

Verschwörungstheorien sind populär. Sie erfreuen sich der Akzeptanz in wachsenden Bevölkerungskreisen - mit weit reichenden negativen Folgen für die Gesellschaft.

Der Blick hinter die Kulissen

Die Grundaussagen einer jeden Verschwörungstheorie lauten kurz gefasst:

  1. Die Wirklichkeit ist anders, als sie erscheint. Misstraue der offiziellen Darstellung.
  2. Es gibt eine kleine, aber einflussreiche Gruppe, die im Hintergrund die Fäden zieht, selbst aber unerkannt bleiben möchte.
  3. Sie manipulieren bewusst die öffentliche Meinung, um ihre wahren Ziele zu verschleiern.


Diese Grundbausteine bestimmen alle Verschwörungstheorien, wobei der primäre Impuls zunächst in der Ablehnung der „offiziellen“ Darstellung zu Ereignissen und Zusammenhängen liegt, zu denen „alternative“ Sichtweisen angeboten werden. Insofern können Verschwörungstheoretiker mit dem Pathos der Kämpfer für Meinungsfreiheit auftreten, die einen Partisanenkampf gegen eine übermächtige Struktur zur Unterdrückung fremder Meinungen führen. Eine solche Akzentuierung kann auch dort wohlwollende Aufmerksamkeit verschaffen, wo die vertretenen Inhalte eher abstrus erscheinen. Die Frage nach den Verschwörern und ihrem Wesen bleibt demgegenüber eher im Hintergrund. Sie ist auch das schwächere Glied in der Argumentationslogik, denn man müsste ja erklären können, wie eine solch kleine Gruppe zu solcher Macht gelangen konnte. Weil das nicht leicht ist, wird dieser Teil der Theorie oft weit weniger detailliert ausgefaltet und mehr in Andeutungen belassen, welche die Phantasie weiter ausschmücken darf. Stattdessen wird die Hauptenergie auf angebliche oder tatsächliche Widersprüchlichkeiten in der „offiziellen“ Wahrheit gelenkt. Die vorgeschlagenen Alternativen müssen genau betrachtet weder logischer noch widerspruchsfreier sein. Es genügt in den meisten Fällen, den Zweifel an der etablierten Darstellung zu säen. Ist das Vertrauen in die gängige Deutung erst einmal erschüttert, saugt das entstehende Erklärungsvakuum die Verschwörungstheorie wie von selbst in die Plausibilität - egal ob sie es nun verdient, oder nicht.

Hyperrational

Verschwörungstheorien sind nicht einfach irrational. Sie zeichnen sich im Gegenteil oft dadurch aus, dass sie eine bis ins Irreale gesteigerte Rationalität postulieren. Die Grundvoraussetzung, von der sie argumentativ ausgehen, besagt, dass die Wirklichkeit immer logisch ist und in strenger Determination abläuft. Alles, was geschieht, hat seinen Sinn und seinen Verursacher. Den gilt es zu erkennen. Dann erschließt sich auch die Logik hinter dem scheinbar Unlogischen. Es gibt also die Erwartung einer absolut lückenlosen logischen Geschlossenheit hinter allem Geschehen als Normalzustand. Zufall und Paradox werden aus der Weltgeschichte ebenso wie aus dem eigenen Leben per Definition ausgeschlossen. Wo sie dennoch auftreten, gilt dies als Beweis dafür, dass Verschwörer am Werk sind - denn diese machen auch Fehler. In dem Film „Matrix“ heißt es z.B., Deja-Vu-Erlebnisse seien Zeichen dafür, dass die Programmierer gerade etwas an der „Matrix“ ändern, welche eine perfekte Illusionswelt für die Menschen darstellt, die zu Lieferanten von Bioenergie versklavt wurden.

Gute und Böse

Der große Erklärungswert von Verschwörungstheorien besteht auch darin, dass sie die Welt sortieren und vereinfachen. Es gibt letztlich nur noch drei Bevölkerungsgruppen:

a) Die Verschwörer: Das ist die kleine Gruppe geheimer Drahtzieher hinter allem Weltgeschehen. Deren Benennung richtet sich nach dem jeweils vertretenen Feindbild (Juden, Freimaurer, Pharmakonzerne, Regierung, Finanzkapital, Illuminaten u.ä.). Unterscheidungen innerhalb der Gruppe in gute und böse Regierungsmitglieder sind in dem Konzept nicht vorgesehen. Verschwörer sind immer gleich böse. Die nehmen nur die besten Leute. Ebenso ist klar: Die Verschwörer sind getrieben von der Gier nach Macht. Andere Motive gibt es nicht. Sie sind bestenfalls vorgeschoben.

b) Die Unwissenden: Das ist die große Masse des Volkes. Sie werden von den Verschwörern dumm gehalten, beherrscht und manipuliert – und zwar so geschickt, dass diese es nicht bemerken und sich einbilden, sie hätten Freiheit und Demokratie. Stattdessen kontrollieren die Verschwörer letztlich alles, mindestens aber die öffentliche Meinungsäußerung.

c) Die Wissenden: Das ist die kleine Gruppe derjenigen, welche die Verschwörung erkannt und durchschaut haben. Sie bilden die Elite, zu der natürlich zuerst der Verschwörungstheoretiker selbst gehört sowie – sofern er welche hat – seine engsten Freunde. Weil sie für die Verschwörer gefährlich sind, werden sie hart verfolgt und es wird versucht, sie mit Repressionsmaßnahmen mürbe zu klopfen. Das erklärt alle Konflikte mit Polizei und Justiz, welche diese aufrechten Kämpfer für die Wahrheit zu erdulden haben. Jedes Knöllchen für‘s Falschparken kann so einen höheren Sinn bekommen. Die Wissenden bezeichnen sich auch als „Truther“, welche die eigentliche Wahrheit (engl. „truth“) hinter den Dingen zu erkennen meinen, und vernetzen sich konspirativ auf diversen Internetplattformen.

Mit dieser Einteilung ist die Welt in Gute und Böse eindeutig sortiert. Ambivalenzen und Zweifel, die das Leben unsicher machen könnten, entfallen angesichts der zwingenden Logik der Theorie.

Selbstimmunisierung

Wesentliches Merkmal von Verschwörungstheorien ist ihr selbstimmunisierender Charakter. Es ist strukturell unmöglich, sie zu widerlegen. Die letzte große Verschwörung wird letztlich nie aufgedeckt, denn die Verschwörer haben ja alles im Griff. Wer die Verschwörung hinterfragt oder bestreitet, ist im besten Fall ein dummer Unwissender (Kategorie b), der es nicht begriffen hat und die große Täuschung nicht durchschaut. Oder aber er ist selbst einer der Verschwörer, die natürlich ihre besten Leute losschicken, um denjenigen, die etwas zu ahnen beginnen, die Sache schleunigst wieder ausreden wollen. Jedes Argument gegen die Verschwörung wird auf diese Weise zu einem geschickten Täuschungsmanöver der Verschwörer umdeklariert, das damit noch die Echtheit und Gefährlichkeit der Verschwörung weiter unterstreicht. Wohin ein solches Denken führen kann, zeigt die „Bielefeld-Verschwörung“: ein humoristischer „Beweis“ in den logisch unangreifbaren Denkfiguren einer Verschwörungstheorie, dass die Stadt Bielefeld nicht existiert und ein geschicktes Konstrukt der Verschwörer darstelle.1

Ein Beispiel: Als Jan Udo Holeys unter dem Pseudonym „Jan van Helsing“ erschienenes antisemitisches und verschwörungstheoretisches Buch „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 21. Jahrhundert“ wegen Volksverhetzung beschlagnahmt wurde, war das für den Autor nur der Beweis für die Richtigkeit seiner Thesen: Die Illuminaten hätten versucht, ihre Entdeckung zu verhindern. Kritische Zeitungsberichte beweisen nur, dass das Blatt in der Hand der zionistisch-illuminatischen Machthaber sei.

Wirklichkeitsreduktion

Verschwörungstheorien sind attraktiv, weil sie das Unverstehbare erklärbar machen. Menschen haben immer ein Problem mit dem zufälligen Schicksal, zumindest wenn es negativ daherkommt oder das Glück nur den Nachbarn trifft. Wissenschaftler sprechen von der „Kontingenzbewältigung“, mit der Menschen zu tun haben und für die die Religionen einen Beitrag leisten. Verschwörungstheorien erklären die Welt, indem sie den Zufall eliminieren und die elementare Daseinsfrage „Warum geht es den Bösen so gut und mir so schlecht?“ eindeutig beantworten: weil die geheimen Drahtzieher daran ein Interesse haben. Darin steckt eine gewaltige Reduktion der Komplexität unserer modernen Lebenszusammenhänge. An die Stelle eines undurchschaubaren Geflechtes komplexer Beziehungen tritt ein einfaches Schema: Dahinter stecken die Verschwörer, welche alles manipulieren.

Insofern sind Verschwörungstheorien ein Zeichen der Moderne: je komplexer und unübersichtlicher unsere Welt wird, desto mehr haben (auch) Verschwörungstheorien Zulauf, die dieses Gefüge scheinbar entwirren. Wer sich nicht wirklich aus persönlichem Engagement oder beruflichen Gründen damit beschäftigt, wie die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Politik in ihren inneren Bezügen funktionieren, versteht immer weniger die eigentlichen Zusammenhänge. Das macht Verschwörungstheorien attraktiv. Sie sind ein Mittel, um die damit verbundenen Ängste zu bannen, indem die Gefahren aus dem numinosen Bereich des Unnennbaren heraustreten und auf einen klaren Feind projiziert werden. Außerdem hilft die Verschwörungstheorie, mit eigenen Niederlagen umzugehen, denn sie hebt das eigene Unglück aus der Banalität des Alltags oder des Zufalls oder des eigenen Verschuldens heraus. „Wenn ich z.B. als arbeitsloser Journalist eine Stelle nicht bekomme, weil meine Qualifikation nicht reicht, ist das peinlich. Wenn ich es darauf zurückführen kann, dass eben bei dieser Zeitung die Juden oder die Linken oder die Rechten das Sagen haben, dann trage ich die Niederlage hoch erhobenen Hauptes.“2

Sündenbock

Verschwörungstheorien sind gefährlich, weil ihre verzerrte Beschreibung der Wirklichkeit Opfer fordert. Die vermeintlichen Verschwörer werden im Blick des Verschwörungstheoretikers in solcher Weise zum Feindbild stilisiert und mit dem wesenhaft Bösen identifiziert, dass sie ihre Menschlichkeit verlieren. Die Entlastungsfunktion, welche die Verschwörungstheorien durchaus aufweist, geht letztlich zu Lasten Anderer. Die Theorie konstruiert einen Sündenbock für das persönliche Unglück. Alles Missgeschick und eigene Scheitern wird auf die angeblichen Verschwörer projiziert, die dafür die Verantwortung tragen sollen. Während Paranoiker nur sich selbst aus der Gesellschaft ausgrenzen, sind Verschwörungstheoretiker gefährlich, denn sie können eine Pogromstimmung erzeugen, die für andere lebensgefährlich werden kann. Das galt für die Juden im 3. Reich (und früher), für die angeblichen Hexen im Europa der frühen Neuzeit und heute noch in Afrika und andere mehr. Die Sündenbock-Gefahr wird dadurch bestärkt, dass die allermeisten Verschwörungstheorien zur Pauschalisierung neigen. Es wird üblicherweise unterstellt, dass alle Mitglieder der Verschwörung den gleichen Anteil an der bewussten Bosheit ihrer Anführer haben.3

Verschwörungsdenken hat einen Hang zum Totalitarismus: Es erzeugt das Bewusstsein einer Bedrohung, die nur durch einschneidende Maßnahmen abgewehrt werden kann. Zur These gehört, dass wenige Böse die Geschichte in entscheidender Weise beeinflussen können. Daher müssen diesen zwangsläufig übermenschliche, quasi dämonische Kräfte zugeschrieben werden.

Echte Verschwörungen

Die kritische Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien muss bedenken, dass es in der Tat echte Verschwörungen gab und gibt, die gelegentlich aufgedeckt werden. Cäsar wurde von Verschwörern umgebracht. In Italien war in den 1970er Jahren ein konspiratives Netzwerk aus Führungspersonen von Polizei, Wirtschaft, Militär, Politik und Mafia entstanden, das auch in Terroranschläge verwickelt war. Amerikanische Geheimdienste waren verschiedentlich an dem Sturz auch von demokratisch gewählten Regierungen beteiligt.

Es gibt auch jenseits der Schwelle „echter“ Verschwörungen diverse Einschränkungen demokratischer Strukturen. Es gibt Lobbyorganisationen, die an Parlamenten vorbei auf Gesetze Einfluss zu nehmen versuchen. Es gibt Regierungen, die Angst vor ihren Bürgern haben und sämtliche Kommunikationsdaten speichern lassen. Es gibt Medien, die den Interessen ihrer Herausgeber dienen. Es gibt multinationale Konzerne, die lokale Gesetzgebung unterlaufen. Es gibt Skandale, die vertuscht werden sollen. Außerdem weiß jeder: Krieg wird heutzutage in immer stärkerem Maß mit gefilterten Informationen geführt, welche die öffentliche Meinung im Sinne einer der Kriegsparteien manipulieren. Die Wahrheit ist das erste Opfer eines jeden Krieges, fasst ein Sprichwort diese Situation zusammen.

Was unterscheidet solche realen Vorgänge von den Verschwörungstheorien? Der Hauptunterschied ist ihre Begrenztheit. Die realen Vorgänge betreffen bestimmte Länder, Situationen, Ziele. Die Verschwörungstheorie unterstellt eine andere, größere Dimension der Konspiration, die aber unrealistisch ist. Außerdem überschreitet das Ausmaß der Vertuschungsmaßnahmen, die zur wirksamen Täuschung der Öffentlichkeit nötig wären, den in offenen demokratischen Gesellschaften möglichen Rahmen bei weitem. Begrenzte Verschwörungen mit wenigen Eingeweihten und klaren Zielen können eine Zeitlang unentdeckt bleiben - und auch sie werden oft früher oder später publik.

Demokratiefeindlich

Verschwörungstheorien blühen dort, wo es keine gelebte Demokratie gibt. Erst in einem solchen Milieu sind sie glaubwürdig. Dabei genügt es allerdings, wenn die Protagonisten der Theorie kein Vertrauen in das Funktionieren einer demokratischen Opposition haben. Historisch gesehen sind Verschwörungstheorien immer dort aufgeblüht, wo es keine legitime Opposition gegen die Regierung gegeben hat. Jegliche Abweichung von der offizielle Linie und dem behaupteten gesellschaftlichen Konsens musste sich dann konspirativ organisieren und wurde folglich als Verschwörung betrachtet und entsprechend verfolgt. In dem Maß, wie Mehrparteiensystem, Gewaltenteilung etc. sowohl einen legitimen Meinungspluralismus innerhalb der Bevölkerung erlauben als auch Kontrollmechanismen das Regierungshandeln begrenzen und Willkür eindämmen, nimmt die Bereitschaft zur Akzeptanz von Verschwörungstheorien in der Bevölkerung rapide ab.

Vor diesem Hintergrund ist das gegenwärtige Anwachsen verschwörungstheoretischen Denkens besonders unter Jugendlichen ein Alarmsignal, denn es bedeutet zugleich, dass diese Jugendlichen nicht von der Funktion der Demokratie überzeugt sind und deren Organe und Strukturen kein Vertrauen entgegenbringen.

Lügenpresse?

Ausgangspunkt aller Verschwörungstheorien ist die Kritik an der „offiziellen“ Darstellung. Nun ist es in einer Demokratie elementare Aufgabe der Medien, genau diese kritische Begleitfunktion auszuführen. Die Medienfreiheit ist daher für das Funktionieren einer Demokratie von grundlegender Bedeutung, weil gerade der investigative Journalismus Verschwörungen, Filz, Korruption und Vetternwirtschaft aufdecken kann und soll. Dazu gehört auch eine gewisse Vielfalt der Medienlandschaft und es gibt in Deutschland Gesetze, die verbieten, dass zu viel Medienmacht in einer Hand konzentriert wird. Dass die TAZ ein anderes Profil aufweist und andere Kommentare schreibt, als die Junge Freiheit, gehört vor diesem Hintergrund zu der lebendigen Vielfalt unterschiedlicher, auch medial präsenter Sichtweisen, die eine demokratische Gesellschaft kennzeichnen.

Verschwörungstheorien unterstellen das kollektive Versagen aller Medien, sofern sie nicht die eigene Theorie teilen. Darin liegt eine Parallele zu den „Lügenpresse“-Rufen bei Pegida-Demonstrationen. Die Vielfalt journalistischer Medien wird durch internetbasierte Spartenkanäle mit verengter Weltsicht ersetzt, in denen sich Anhänger abseitiger Theoriebildungen gegenseitig bestärken und den Rest der Welt als Lüge und Manipulation abtun. Wer sich nur bei Politically Incorrect (pi-news.de) über den Islam informiert, glaubt irgendwann selbst das dort vermittelte Zerrbild.

Medienkompetenz

Angesichts der Tatsache, dass insbesondere junge Menschen immer mehr die für ihre Meinungsbildung bestimmenden Nachrichten selbständig aus Internetquellen zusammenstellen, kommt der Entwicklung der Medienkompetenz eine zentrale Aufgabe zu. Noch haben die Fernsehsender und Tageszeitungen einen gewissen Einfluss auf die Meinungsbildung einer Bevölkerungsmehrheit und redaktionell verantwortlich gestaltete Sendungen können einen Bildungsauftrag erfüllen. Für die Generation der heute 20-jährigen und alle Jüngeren gilt das aber nur noch sehr eingeschränkt. Wer sich dann vorwiegend oder sogar ausschließlich in dem wachsenden Bereich verschwörungstheoretischer Internetseiten bedient, kann einen Realitätsverlust erleiden, der auf lange Sicht gefährliche Folgen haben kann. Wie das ZEIT-Magazin berichtete,4 standen am Anfang des Radikalisierungsweges der beiden jungen Männer aus der Umgebung von Dippoldiswalde, die sich dem „Islamischen Staat“ angeschlossen hatten, Verschwörungstheorien. Zweifel an der offiziellen Darstellung der Attentate vom 11. September führten zu einem grundsätzlichen Vertrauensverlust in die Medien und die Demokratie, von deren Trümmern dann die verklärte Vision einer besseren und gerechteren Gesellschaft im Zeichen des Islam aufscheinen konnte. Der Vertrauensverlust der Massenmedien ist so gesehen kritisch.

Fazit

Das Anwachsen von Verschwörungstheorien und die zunehmende Bereitschaft, ihnen Glauben zu schenken, ist nicht einfach eine harmlose Skurrilität innerhalb des modernen Meinungspluralismus. Diese Entwicklungen sind Indikatoren für gefährliche Verwerfungsprozesse innerhalb der Gesellschaft.

 

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1    www.bielefeldverschwoerung.de

2    Lutz Lemhöfer, Reiz und Risiko von Verschwörungstheorien, EZW-Texte 177 (2004), 29.

3    Vgl. R.A. Wilson, Lexikon der Verschwörungstheorien, 11.

4    http://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/19/islamischer-staat-rueckkehrer-rekrutierung

 

 

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

Artikel-URL: https://confessio.de/artikel/327

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 2/2015 ab Seite 10