Weihnachtsfreude missionarisch
Was hat sich bei „Weihnachten im Schuhkarton“ geändert? (2006)
Bis zum 15. November läuft in diesem Jahr wieder die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“.
Mit dem Beginn der öffentlichen Werbung kommen die Anfragen, ob die in früheren Jahren geäußerten Kritikpunkte noch aktuell sind. Weil es in den vergangenen Jahren viele Missverständnisse der hier dargelegten Fragen gab, soll Folgendes klargestellt werden:
- Die Kritik der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen wendete sich nie gegen die Aktion generell, sondern gegen die z.T. missverständliche Gestaltung der Werbung. Dabei ging es vor allem darum, dass die Werbung
- die an sich legitime missionarische Absicht hinter der Aktion nicht genügend deutlich werden ließ und deshalb
- die Gefahr eines Missverständnisses entstehen ließ, das Schuhkartongeschenk könne „Hilfe“ im Sinn von Entwicklungshilfe sein.
- Die Sorgen hinter dieser Kritik waren,
- dass die Aktion damit zu Lasten anderer Projekte mit langfristigem entwicklungspolitischem Hilfskonzept gehen könnte, und
- dass die Verschleierung der missionarischen Zielsetzung eine mangelnde Ehrlichkeit beinhaltet, die letztlich dem Anliegen glaubwürdiger Missionsarbeit schadet.
- Der Verein „Geschenke der Hoffnung“ hat sich gesprächsbereit und sehr bemüht gezeigt, die geäußerte Kritik anzunehmen und die Öffentlichkeitsarbeit schrittweise entsprechend verändert.
Beispiele: Statt von der „größten Hilfsaktion“ wird nun von der „weltweit größten Geschenk-Aktion für Kinder in Not“ gesprochen. Sie wird korrekterweise als „Türöffner“ für andere, nachhaltige Hilfe bezeichnet.
Auch das religiöse Rahmenprogramm incl. Schriftenverteilung wird inzwischen im Flyer erwähnt. Diese Veränderungen sind zu würdigen. - Der Verein „Geschenke der Hoffnung “ versucht einen Spagat: Die Aktion hat als Ausgangspunkt und inneren Kern erklärtermaßen eine eindeutig evangelistisch-missionarische Absicht. Um aber möglichst viele Menschen für eine Mitarbeit zu gewinnen und viele Schuhkartongeschenke und Spendengelder zu sammeln, werden gezielt auch nichtchristliche Kreise angesprochen, die dieses missionarische Anliegen sicherlich nicht in vollem Umfang mit tragen. Breite gesellschaftliche Schichten - Schulen und Arztpraxen, Bürgermeister und Sportverbände werden als Unterstützer geworben. Um diese Menschen nicht zu verschrecken, wird das Anliegen weniger deutlich dargestellt, als es in Wahrheit ist. Ob dies legitim ist, darüber kann man geteilter Meinung sein.
Um die Funktion als Türöffner für weitergehende Hilfsprojekte auch zu nutzen, sollten Kirchgemeinden, welche die Aktion unterstützen, nicht versäumen, dabei auf Hilfsprojekte der Landeskirche, z.B. bei Brot für die Welt oder dem Leipziger Missionswerk hinzuweisen.
Harald Lamprecht, Oktober 2006