Mit Macht zu Gott
Wie kommt es dazu, dass sich insbesondere junge Menschen in bestimmten radikalen christlichen Gemeinschaften vereinnahmen lassen? Welche Mechanismen und Dynamiken wirken, wenn religiöse Begeisterung in Abhängigkeitsstrukturen umgewandelt wird?
Der Autor ist diesen Fragen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung seiner eigenen Biografie nachgegangen und schildert anschaulich und ergreifend seinen Lebensweg: vom ersten Kontakt über die allmähliche Steigerung, die völlige Hingabe an die Gemeinschaft und den schweren Weg wieder in das „normale“ Leben. Dabei kommt dem Buch sehr zugute, dass die Beschreibung sehr einfühlsam und differenziert vorgeht, nie in Polemik kippt, sondern im Gegenteil die eigene Rolle im System immer kritisch reflektiert. Auf diese Weise entsteht ein Text, der einerseits die innere Entwicklung sehr gut nachvollziehbar werden lässt, aber auch andererseits die Problempunkte herausarbeitet.
Wo Jugendliche im Begriff sind, sich einem Missionseinsatz, einer Jüngerschafts- oder Bibelschule anzuschließen, sollte dieses Buch zur vorherigen Pflichtlektüre gehören. Nicht, um sie in jedem Fall davon abzubringen, sondern um die Sinne dafür zu schärfen, wo problematische Entwicklungen beginnen.
Nathanael Stead: Mit Macht zu Gott. Machtmissbrauch und Radikalisierung in christlichen Gemeinschaften, Langenlonsheim 2013, ISBN: 978-3-00-043537-9, 19,90 €
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