Zwischen verschiedenen Schulen des tibetischen Buddhismus besteht seit Jahrzehnten ein Streit, der immer mal wieder heftigere Ausbrüche erlebt. So wurden im ersten Halbjahr 2014 durch Anhänger der „Neuen Kadampa Tradition“ (NKT) weltweit und auch in Deutschland öffentliche Proteste gegen den Dalai Lama organisiert. Im Hintergrund geht es um den Kult der Schutzgottheit Dorje Shugden, der von der NKT als „Dharmabeschützer“ verehrt wird, während der Dalai Lama dies ablehnt.1

Die NKT wurde von dem tibetischen Lama Geshe Kelsang Gyatso gegründet, um den Buddhismus für ein westliches Publikum zu adaptieren. Dabei tritt die NKT mit einem starken Sendungsbewusstsein auf und pflegt keinen Kontakt zu anderen buddhistischen Gruppen. So ist sie auch nicht Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union (DBU).

Die Deutsche Buddhistische Ordensgemeinschaft (DBO), ein Zusammenschluss deutschsprachiger buddhistischer Mönche und Nonnen, hat auf ihrer Internetseite zu diesen Vorgängen eine pointierte Stellungnahme abgegeben und die Aktivitäten der NKT als unbuddhistisch verurteilt. So betont die DBO, dass aus ihrer Sicht „die Protestierenden der Neuen Kadampa Tradition (NKT) keine buddhistischen Mönche und Nonnen gemäß den Ordensregeln des Buddha sind und ihr öffentliches Verhalten weder den Buddha, noch seine Lehre (Dharma) oder die buddhistische Gemeinschaft (Sangha) repräsentiert.“ Weiter heißt es in der Stellungnahme über die NKT: „Nach außen präsentiert sie sich als modern, zeitgemäß und demokratisch, intern jedoch – so die Aussagen ehemaliger Anhänger – ist die Organisation durch rigide, sektenhafte Strukturen gekennzeichnet mit Kelsang Gyatso als unangreifbarem und alleinigem Herrscher.“ In einem „Nachtrag“ werden noch einige der konkreten Vorwürfe der NKT gegen den Dalai Lama mit Gegenaussagen versucht zu entkräften. Dem Image der stets freundlich milden Buddhisten fügen diese Streitigkeiten spürbare Kratzer hinzu – und stutzen es damit auf ein realistisches Maß zurück.