Konfessionskundliche Jubiläen 2005

Eine Auswahl aus dem Newsletter des Konfessionskundlichen Instituts
Auch in diesem Jahr haben Mitarbeiter und Freunde des Evangelischen Bundes wieder kurze Informationen zu konfessionskundlichen Jubiläen und Gedenktagen zusammengestellt, die uns in diesem Jahr erwarten. Eine Auswahl davon ist nachfolgend dokumentiert. Weitere Termine und Beschreibungen gibt es im Newsletter des Konfessionskundlichen Instituts:
http://evangelischer-bund.de/newsletter/

2005: 275. Ausgabe der Herrnhuter Losungen

Selten genug sind solche Auflagen! Einmalig dürfte dabei sein, was für die seit 1731 - ohne jede Unterbrechung - erscheinenden „Herrnhuter Losungen“ gilt: Jede Ausgabe hat einen immer wieder neuen Text. Für unzählige Christen in aller Welt beginnt der Tag mit diesen Bibelworten. Heute erscheinen sie in mehr als 50 Sprachen; die genaue Auflage ist unbekannt. Im deutschsprachigen Raum liegt sie bei einer Million. Nach einem bestimmten Ritual werden jährlich aus 1800 Bibelversen des AT die „Losungen“ ausgewählt. Dazu passend sucht man dann aus dem NT die „Lehrtexte“, ein Gebet oder einen Liedvers. Seit letztem Dezember werden sie als SMS auch aufs Handy geschickt. Das konnte ihr Erfinder, der Gründer der Brüdergemeine (Moravian Church), Graf von Zinzendorf (1700-1760), nicht ahnen!

Pfr. Dr. Walter Fleischmann-Bisten M.A., Geschäftsführer des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim

155 (oder 156): Martyrium des Polykarp

„Ein apostolischer Lehrer und prophetischer Bischof der Kirche in Smyrna“,

nach der Tradition sogar Schüler der Apostel, war Polykarp. Wohl 155 verurteilte ihn der römische Prokonsul zum Tode, weil er nicht Christus abschwören wollte. In einer Zeit stets drohender Verfolgungen wurde Polykarp zum Prototyp des Märtyrers, der alle Leiden als Nachfolge Christi begreift und darum Schmerzen und Tod gering achtet. Mit ihm beginnt die Verehrung des Heiligen und seiner Reliquien: Wo seine Gebeine bestattet sind, „die edler als Edelsteine und kostbarer als Gold sind“, da versammelt sich die Gemeinde „zum Gedächtnis derer, die zuvor gekämpft haben, und zur Übung und Vorbereitung für die, denen dies bevorsteht.“

Pfr. Dr. Peter Gemeinhardt, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Vorstand des EB Kurhessen-Waldeck

1105: Tod von Salomo ben Isaak (Rashi)

Der bedeutendste Bibelexeget und Talmudkommentator Salomo ben Isaak (Rashi) starb vor 900 Jahren. Er lehrte lange in Worms. Das „Rashi-Haus“, ein Museum für jüdische Kunst, erinnert an den Gelehrten. Mit der wieder errichteten Synagoge und dem alten „Judenfriedhof“ gehört das „Rashi-Haus“ zum jüdischen Gedächtnis in Worms im Südwesten Deutschlands. Verschiedene Veranstaltungen der Stadt Worms im Jahr 2005 gedenken an Leben und Werk des Salomo ben Isaak.

Prof. Dr. Michael Plathow, Leiter des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim

11. Januar 1980: Verzicht auf „Judenmission“

Die Erkenntnis über die „bleibende Erwählung Israels“ führte vor 25 Jahren zu dem bahnbrechenden Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland, fortan auf die sog. „Judenmission“ zu verzichten. Gleichzeitig wurde in der Erklärung die Mitverantwortung und Schuld am Holocaust bekannt; sie ging damit auch deutlich über das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ vom Oktober 1945 hinaus. Obwohl der Beschluss theologisch und politisch umstritten blieb, folgten andere Landeskirchen dem Beispiel der größten EKD-Gliedkirche, indem sie Ergänzungen ihrer Kirchenordnungen beschlossen.

Ulrich Villringer, Mitarbeiter Archiv und Dokumentation im Konfessionskundlichen Institut Bensheim

13. Januar 1980: Gründung der „Grünen“

„Ein Jahrhundertereignis“ nannte es Herbert Gruhl, der Bundestagsabgeordnete, der wegen des fehlenden Umweltbewusstseins aus der CDU ausgetreten war. Zusammen mit dem Umweltbauern Baldur Springmann, dem DDR-Abweichler Rudolf Bahro, der unvergessenen Petra Kelly - bis 1979 SPD-Mitglied - und dem Journalisten August Haußleiter, Mitbegründer der CSU (!), gehörte er zu den Gründern der „Grünen“ als Bundespartei am 13. Januar 1980 in Karlsruhe. Welch eine Metamorphose, von der damaligen Chaostruppe - in Karlsruhe mussten die Uhren angehalten werden, damit die „Ökos“ nicht schon vor dem eigentlichen Gründungsakt abreisten - und der heutigen staatstragenden Regierungspartei, die mittlerweile auch in regem Dialog mit Kirchen und Religionsgemeinschaften steht.

Ulrich Villringer

5. Februar 1705: Todestag von Philipp Jakob Spener

In Rappoldsweiler/Elsass geboren (13.01.1635) studierte Philipp Jakob Spener in Straßburg Theologie. Zunehmend war er von der Reformbedürftigkeit des Luthertums überzeugt. Als Pfarrer in Frankfurt/Main (1666-1686) gründete er eine Erbauungsversammlung, die sich im Anschluss an den Gottesdienst zur Andacht und Schriftauslegung traf. Programmatisch wurde seine 1675 veröffentlichte Schrift „Pia Desideria“ (fromme Sehnsüchte/Bedürfnisse). Von 1666-1691 war Spener in Dresden, ab 1691 Propst in Berlin und Konsistorialrat in Brandenburg und sorgte für die Etablierung pietistischer Frömmigkeit und Theologie. Er starb am 5. Februar 1705.

Pfr. Dr. Volkmar Ortmann
Vors. des Evang. Bundes Kurhessen-Waldeck, Lehrbeauftragter für Hist. Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

9. Februar 1555: Todestag von John Hooper

Viele Nachschlagewerke (wie die Theologische Realenzyklopädie oder das Lexikon für Theologie und Kirche) kennen ihn nicht. Und doch gehört John Hooper zu den interessantesten Personen der englischen Reformationsgeschichte. Vor 450 Jahren starb er als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen, ein Opfer der Rekatholisierung Englands. Um 1500 in Somersetshire geboren, studierte er in Oxford, war stark von Zwinglis Schriften beeinflusst und wurde nach seiner Flucht von Bucer in Strassburg aufgenommen. Als er nach dem Tode Heinrichs VIII. in seine Heimat zurückkehren konnte, gehörte er bald zu den beliebtesten Predigern des Landes. Er hatte reformierte Luft geatmet: er weigerte sich kirchliche Gewänder anzulegen, dem Erzbischof den vorgeschriebenen Eid zu leisten und wandte sich gegen die Ordination. Erst nach einem Gefängnisaufenthalt war er zu Zugeständnissen bereit und wurde 1551 Bischof von Gloucester und Worcester.

Pfr. Dr. Walter Fleischmann-Bisten M.A.

25. Februar 1880: Todestag von Johann Christoph Blumhardt

„Jesus ist Sieger“ war die entscheidende Erkenntnis des vor 200 Jahren in Stuttgart geborenen „älteren Blumhardt“. Als Pfarrer in Möttlingen betreute er lange Zeit eine psychosomatisch kranke Frau. Der Gebetskampf um ihre Heilung ließ ihn erfahren, dass Gottes Macht auch Dämonen überwinden kann. Der Ausbruch einer Buß- und Erweckungsbewegung brachten einen großen Zulauf zu seinen Aktivitäten, er gab 1852 sein Pfarramt auf und widmete sich in Bad Boll einem „geistlichen Sanatorium“ mit Seelsorge und Heilungsgebeten über Notleidende aller Art. Es ging ihm um die reale Erfahrung der Kraft Christi und um den Durchbruch zu Buße, Heilung und Freude. Er verstand dies als Zeichen des kommenden Reiches Gottes. Heilsgewissheit verband sich mit gesteigerter Endzeiterwartung. Besonders durch seinen Sohn Christoph Friedrich (der „jüngere Blumhardt“) wirkten diese Erkenntnisse auf den religiösen Sozialismus, auf Karl Barth und die charismatische Bewegung.

Pfr. Dr. Walter Fleischmann-Bisten M.A.

24. März 1980: Todestag von Oscar Arnulfo Romero

Anhängern der Theologie der Befreiung gilt Oscar Arnulfo Romero als Märtyrer. Am 24. März 1980 wurde er am Altar stehend während einer Meßfeier von einem Scharfschützen ermordet. Sein Tod heizte den Bürgerkrieg in ganz Mittelamerika so richtig an. Oscar Romero wurde am 15.8.1917 in Ciudad Barrios als Sohn eines kommunalen Angestellten geboren und lernte zunächst Schreiner. 1937 trat er ins Priesterseminar ein, war seit 1944 Pfarrer und ab 1966 Generalsekretär der Bischofskonferenz. 1970 wurde er zum Priester geweiht, seit 1977 war er Erzbischof von San Salvador. Bei seinem Tod war er Träger zweier Ehrendoktortitel und eines Friedenspreises. 1990 wurde sein Seligsprechungsprozeß eingeleitet.

Pfr. Dr. Martin Schuck,
Referent für Publizistik und Kirchenrecht am
Konfessionskundlichen Institut Bensheim

 

9. April 1945: Todestag von Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. 4. 1945 in Flossenbürg zusammen mit anderen am Widerstand gegen Hitler und das Naziregime Beteiligten hingerichtet. Als Christ, Theologe und Zeitgenosse hatte er persönlich als Konsequenz verantwortlich gelebten Glaubens den Weg gewählt, „dem Rad in die Speichen zu greifen“ - mit der Folge des Martyriums. Die Bücher dieses exemplarischen evangelischen Christen („Sanctorum communio“, „Nachfolge“, „Gemeinsames Leben“ „Widerstand und Ergebung“, „Ethik“) sind in vielen Sprachen in Kirche, Theologie und Gesellschaft rezipiert worden. Nur einen Monat nach Bonhoeffers Tod, am 8. Mai 1945, endete für Deutschland der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation.

Prof. Dr. Michael Plathow

18. April 1955: Todestag von Albert Einstein

„Gott würfelt nicht“, mit dieser Begründung lehnte er die sog. Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik ab. Seine Relativitätstheorie der allgemeinen Aequivalenz von Masse und Energie und andere Theorien z.B. die Lichtquantenhypothese revolutionierten die Physik. Der an der Philosophie und Theologie Spinozas orientierte Wissenschaftler verließ aufgrund des nationalsozialistischen Terrors gegen die Juden 1938 Deutschland. Als überzeugter Pazifist bezog er Stellung gegen die Atomwaffen und befürwortete eine Weltregierung. Sein Portrait mit der ausgestreckten Zunge schmückt nach wie vor T-Shirts, Poster und Basecaps.

Prof. Reinhard Thöle D.D., ThD, J.C.D., Referent für Ostkirchenkunde am
Konfessionskundlichen Institut Bensheim

15. Mai 1880: Geburtstag von Otto Dibelius

In einem offenen Brief widersprach der von den Deutschen Christen zwangspensionierte Berliner Oberkonsistorialrat 1937 den staatlichen Einmischungen in Lehre und Leben der Kirche und erhielt öffentliches Redeverbot. Nach dem Krieg erhielt der „Generalsuperintendent“ das Recht, den Titel „Bischof“ zu führen. Er verfasste 1945 das Stuttgarter Schuldbekenntnis. Der eiserne Antikommunist wollte von 1949 - 1961 als Ratsvorsitzender der EKD die Einheit der deutschen Kirchen in Ost und West bewahren und förderte die Beteiligung der EKD an allen ökumenischen  Zusammen- schlüssen. Als hochgeschätzte Persönlichkeit wurde er als erster Deutscher Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Prof. Reinhard Thöle

25. Juni 1580: Konkordienbuch

Was ist evangelisch? Jedenfalls die Confessio Augustana mit der Apologie, Luthers Katechismen und Schmalkaldische Artikel, Melanchthons Traktat über das Papstamt: All das bildet seit 1580 mit den Bekenntnissen der Alten Kirche und der Konkordienformel (1577) als „Concordia“ die lehrmäßige Grundlage der (meisten) lutherischen Kirchen. Eine einmütige Antwort auf die Frage nach seiner Identität hat der Protestantismus im 16. Jh. nicht gefunden. So wurde das Konkordienbuch zu einer partikularen Lehrnorm, die aber bis heute wesentliche Einsichten der Reformatoren präsent und damit die Frage offen hält: Was ist evangelisch?

Pfr. Dr. Peter Gemeinhardt

17. Juli 1505: Eintritt Martin Luthers in Erfurter Augustinerkloster

Allmählich wird jetzt alles 500 Jahre alt, was Luther tat, erlebte, erlitt und erstritt. Dies gilt auch für seinen (durch ein Gewitter mitverursachten) Eintritt in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt. Seine dortigen Spuren können noch heute in der stilvollen Tagungsstätte im Herzen der Erfurter Altstadt verfolgt werden. Den frommen Mönch bedrängte mehr und mehr die Frage, wie er mit Gottes Willen übereinstimmen könne. Es begann ein intensives Bibelstudium. Der Magister Luther wurde für den Priesterberuf bestimmt. Nach der Priesterweihe im Erfurter Dom feierte er 1507 in der Augustinerkirche seine erste Messe (Primiz). Der Kontakt zu seinem Seelsorger und Ordensoberen, dem Generalvikar von Staupitz, führte dazu, dass er nun Theologie studieren sollte. So wurde Erfurt entscheidend für Luthers Leben und Werk.

Pfr. Dr. Walter Fleischmann-Bisten M.A.

21. August 1905: Geburtstag von Wolfgang Sucker

Der Gründer des Konfessionskundlichen Instituts wurde am 21.08.1905 in Liegnitz (Schlesien) geboren. Er kam 1931 in den hessischen Kirchendienst als Pfarrassistent in Offenbach, wurde 1933 Studentenpfarrer in Gießen und ging 1934 als Dozent für evangelische Theologie und Methodik des Religionsunterrichtes an die Hochschule für Lehrerbildung in Lauenburg (Pommern). Nach dem Wehrdienst von 1940 bis 1945 wurde er Pfarrer in Weiterstadt bei Darmstadt und 1947 Inhaber des Katechetischen Amtes für Starkenburg, 1947 gründete er das Konfessionskundliche Institut in Bensheim, wurde Vorsitzender des EBHN und Direktor des Evangelischen Bundes. 1955 verlieh ihm die Universität Marburg die Ehrendoktorwürde. Die Synode der EKHN wählte ihn 1957 zum Oberkirchenrat und Stellvertreter des Kirchenpräsidenten, 1964 zum Kirchenpräsidenten. Er war ab 1960 Honorarprofessor für Kirchenkunde an der Universität Mainz und ab 1963 Präsident des Evangelischen Bundes. Wolfgang Sucker starb am 30. 12. 1968.

Prof. em. Ferdinand Barth,
1971-1997 Professor an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt

25. September 1555: Augsburger Religionsfrieden

Nichts ist dauerhafter als ein Provisorium: Weil weder Disput noch Krieg hatten klären können, ob die „Altgläubigen“ oder die „Augsburger Konfessionsverwandten“ die wahre Kirche seien, wurde der Dualismus bis auf weiteres zum Prinzip erklärt. Welcher Glaube für ein Territorium gültig sei, entschied der Landesherr (cuius regio - eius religio); wer diesen Glauben nicht teilte, durfte immerhin auswandern (ius emigrandi). Der Religionsfriede verhinderte nicht den Dreißigjährigen Krieg, er bahnte jedoch den Weg für den religiösen Pluralismus wie für den politischen Verfassungsgedanken und damit für ein „säkulares Friedens-, Freiheits- und Gleichheitssystem“ (Martin Heckel).

Pfr. Dr. Peter Gemeinhardt

1. November 1755: Erdbeben von Lissabon

Das Erdbeben von Lissabon am 1. 11. 1755 mit 30000 Toten und der völligen Zerstörung der Stadt brachte mit seinem Entsetzen in der damaligen Welt den nachhaltigen Bruch mit einem harmonisierenden Vorsehungsverständnis in der Theologie. In der Literatur geht Johann Wolfgang von Goethe in „Dichtung und Wahrheit“, Buch I, auf dieses umstürzende Ereignis ein. Heinrich von Kleist erhebt es in der Erzählung „Das Erdbeben von Chili“ zum literarischen Hintergrund.

Prof. Dr. Michael Plathow

4. November 1995: Todestag von Jitzhak Rabin

Als Jitzhak Rabin im November 1995 ermordet wurde, hatte er bereits zum zweiten Mal das Amt des israelischen Ministerpräsidenten inne (1974-1977 und 1992-1995). Der mit der gebürtigen Königsbergerin Lea Schloßberg verheiratete Ex-General war ab 1947 Chef des Planungsstabes der Haganah, ab 1962 Generalstabschef der israelischen Armee, die den Sechs-Tage-Krieg gewann, 1968 Botschafter in den USA, wurde 1973 Abgeordneter der Knesset (Arbeitspartei) und Arbeitsminister sowie 1974 als Nachfolger von Golda Meir Ministerpräsident. In den 80er Jahren bekämpfte er hart die erste Intifada, spielte dann aber 1993 eine tragende Rolle für das Oslo-Abkommen, das ihm 1994 zusammen mit Shimon Peres und Jassir Arafat den Friedensnobelpreis einbrachte. Seiner Ermordung in Tel Aviv vor zehn Jahren wird mit einem nationalen Erinnerungstag in Israel gedacht.

Alexander F. Gemeinhardt M.A.,
Referent für Öffentlichkeitsarbeit am Konfessionskundlichen Institut Bensheim

11. November 1855: Todestag von Sören Aabye Kierkegaard

Er verstand sich selbst primär als religiösen Schriftsteller, der seinen „Erbaulichen Reden“ den Vorrang gegenüber seinen pseudonymen Schriften (u. a. „Philosophische Brocken“, „Begriff Angst“, „Krankheit zum Tode“) einräumte. Dem System Hegels stellte er den Einzelnen als existierendes Subjekt gegenüber, das sich nicht als Moment einer Gesamtstruktur begreift, sondern als Träger eines auf Freiheit basierenden Gottes- und Selbstverhältnisses (Bloch: „das kleine Dänemark“ gegen „Hegels Weltkarte“). Scharfe Kritik übte er am ’Christentum light‘ der Staatskirche. Luthers Fehler sei gewesen, dass er uns „nicht gleichzeitig genug mit Christus machte“.

Pfr. Dr. Walter Schöpsdau,
Referent für Moraltheologie am´Konfessionskundlichen Institut Bensheim

5. Dezember 1905: Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat in Frankreich

Die kontinentale Tradition der Aufklärung führte im 19. Jahrhundert vor allem in Frankreich zu einem Modell der Laizität, das auf eine strikte Trennung von Kirche und Staat drängte. Hatte der französische Katholizismus im 18. Jahrhundert ausgeprägte nationalkirchliche Tendenzen, so war er seit Mitte des 19. Jahrhundert stärker nach Rom orientiert. Das begünstigte die laizistischen Kräfte und am 5. 12. 1905 wurde das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche erlassen. Wie zuvor 1789 wurde das Kirchengut eingezogen. Von den Reformierten wurde das Gesetz begrüßt. Weil Elsass-Lothringen damals zum Deutschen Reich gehörte, gilt dort das Konkordat Napoleons weiter. Der Versuch, dort das Trennungsgesetz nach 1918 einzuführen, scheiterte und führte 1924 sogar zum Sturz einer Regierung.

Pfr. Dr. Martin Schuck

8. Dezember 1965: Ende des II. Vatikanischen Konzils

Am 8. 12. 1965 endete das II. Vatikanische Konzil. Am 11. 10. 1962 war es von Papst Johannes XXIII. eröffnet worden als geistliches Ereignis der Erneuerung, der Öffnung und des „aggiornamento“ (Heutigwerdens) der römisch-katholischen Kirche. 16 Beschlüsse wurden von den fast 2200 Konzilsvätern gefasst: 4 Konstitutionen (u. a. zur Offenbarung und zur Kirche), 9 Dekrete (u. a. zum Ökumenismus und zur Missionstätigkeit), 3 Deklarationen (u. a. zum Verhältnis der röm.-katholischen Kirche mit den nichtchristlichen Religionen und zur Religionsfreiheit). Das II. Vaticanum wirkt nachhaltig ins dritte Jahrtausend hinein.

Prof. Dr. Michael Plathow

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