Buddha und Gott
Welche Rolle spielt Buddha im Buddhismus?
Welche Rolle spielt Buddha im Buddhismus? Ist er ein Gott – oder nur ein Mensch? Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, wie es zunächst scheinen möchte. Im Zusammenhang mit dem Tempelprojekt in Taucha wird diese Frage immer wieder diskutiert.
Dieser klassische Buddhismus als reine Mönchsreligion mit stark philosophischen Akzenten war immer nur für eine kleine geistliche Elite im Alltag zu praktizieren. Darum wurde er später auch spöttisch als Hinayana, d. h. "kleines Fahrzeug" verspottet, in dem nur wenige den Weg zu Heil mitfahren können. So hat sich in den Theravada-Ländern neben dem Mönchsbuddhismus eine breite traditionelle Volksreligiosität erhalten, die selbstverständlich vor zahlreichen Götterbildern Opfer darbringt und verschiedene Riten zur Abwehr böser Mächte oder zur Erlangung erwünschter Zustände kennt. Auch dies gehört zum Alltag des Buddhismus in asiatischen Ländern.
Das Anschauen eines Buddha gilt als heilsam. Darum findet man zahlreiche Buddhastatuen, eine größer als die andere, denn einen großen Buddha kann man natürlich am besten sehen. Auch die Verehrung, die den Buddhastatuen vielerorts entgegengebracht wird, will scheinbar wenig zu den doch so rationalen Grundlagen des klassischen Buddhismus passen. Die Statuen werden in Prozessionen herumgefahren oder sind Ziel von Wallfahrten, von denen man sich Gesundheit, eine bessere Ernte oder anderes verspricht. Sie werden über und über mit Gold überzogen und ausgeschmückt. Sie sind Mittelpunkt von Gebeten vieler zu ihnen pilgernden Menschen.
Buddha ein Gott? Die Verneinung dieser Frage fällt hier schon nicht mehr ganz so leicht, auch wenn durchaus noch wichtige Unterschiede und Abstufungen etwa zu einem jüdisch-christlichen Gottesbild bestehen.
Martin Luther hat in seiner Auslegung des ersten Gebotes im großen Katechismus die Frage behandelt, was es aus christlicher Sicht bedeutet, einen Gott zu haben. Er bringt es auf die klare Formel: Woran du dein Herz hängst, dich darauf verlässt und daran glaubst, das ist dein Gott. In diesem Verständnis des ersten Gebotes sind auch Christen in Gefahr, ihren Gott zu verleugnen, indem sie ihr Herz an anderes hängen und sich auf andere Instanzen verlassen. Die buddhistische Zufluchtsformel, welche Buddhisten Zuflucht zum Buddha, zum Dharma (Lehre) und zum Sangha (Mönchsgemeinde) nehmen lässt, drückt freilich auch ein spezielles Darauf-Verlassen aus. In diesem Sinn liegt aus christlicher Sicht zwischen der Anbetung von Gottheiten wie z.B. im Hinduismus oder einer buddhistischen Verehrung einer Buddha-Statue kein fundamentaler Unterschied - freilich auch nicht zu einem gottvergessenen Leben im alleinigen Vertrauen auf die eigene Kraft und Fähigkeit, zu der wir Europäer gelegentlich neigen.
Harald Lamprecht, 2/2004
Theravada
Betrachtet man die religiösen Grundlagen des Buddhismus im Theravada, so scheint die Antwort klar: selbstverständlich ist Buddha kein Gott, sondern war ein normaler Mensch mit Namen Gautama Siddharta, der zur Erleuchtung gekommen ist. Als Vorbild und Lehrer auf dem Pfad zur Erleuchtung genießt er Verehrung von seinen Schülern. Jedoch wird er keineswegs als Weltenschöpfer angesehen oder um übernatürliche Hilfe angerufen.Dieser klassische Buddhismus als reine Mönchsreligion mit stark philosophischen Akzenten war immer nur für eine kleine geistliche Elite im Alltag zu praktizieren. Darum wurde er später auch spöttisch als Hinayana, d. h. "kleines Fahrzeug" verspottet, in dem nur wenige den Weg zu Heil mitfahren können. So hat sich in den Theravada-Ländern neben dem Mönchsbuddhismus eine breite traditionelle Volksreligiosität erhalten, die selbstverständlich vor zahlreichen Götterbildern Opfer darbringt und verschiedene Riten zur Abwehr böser Mächte oder zur Erlangung erwünschter Zustände kennt. Auch dies gehört zum Alltag des Buddhismus in asiatischen Ländern.
Mahayana
Diese Grundsätze gelten im Prinzip auch im Mahayana Buddhismus. Allerdings haben sich dort wichtige Veränderungen vollzogen. Im Laufe der Jahrhunderte nahm die Buddha-Verehrung immer mehr zu. Bald war er nicht mehr nur normaler Mensch, sondern zunächst besonderer Mensch mit einzigartigen Fähigkeiten und weit herausgehoben aus der Masse der übrigen Menschheit. Allmählich kann man im Mahayana die Herausbildung einer Buddhologie beobachten, also einer religiösen Verehrung Buddhas, der dann auch als überweltliche, quasi göttliche Wesenheit angerufen werden kann. Ein wichtiges Bindeglied bildet hier das Konzept der Bodhisattvas. Diese gelten als Menschen, die die Erlösung bereits erreicht haben, aber freiwillig noch nicht in das Nirvana eingegangen sind, um anderen Menschen auf ihrem Weg zu helfen. Als besonders in der vietnamesischen wie auch der japanischen Volksfrömmigkeit verwurzelt gilt dabei der Buddha Amida (auch: Amithaba bzw. Buddhismus des Reinen Landes). Buddha Amida herrscht über ein jenseitiges reines Land mit paradiesischen Zuständen, in das er jeden aufnimmt, der an ihn glaubt und ihn anruft. (Die religionsgeschichtlichen Ähnlichkeiten zum Christentum sind auffällig!)Das Anschauen eines Buddha gilt als heilsam. Darum findet man zahlreiche Buddhastatuen, eine größer als die andere, denn einen großen Buddha kann man natürlich am besten sehen. Auch die Verehrung, die den Buddhastatuen vielerorts entgegengebracht wird, will scheinbar wenig zu den doch so rationalen Grundlagen des klassischen Buddhismus passen. Die Statuen werden in Prozessionen herumgefahren oder sind Ziel von Wallfahrten, von denen man sich Gesundheit, eine bessere Ernte oder anderes verspricht. Sie werden über und über mit Gold überzogen und ausgeschmückt. Sie sind Mittelpunkt von Gebeten vieler zu ihnen pilgernden Menschen.
Buddha ein Gott? Die Verneinung dieser Frage fällt hier schon nicht mehr ganz so leicht, auch wenn durchaus noch wichtige Unterschiede und Abstufungen etwa zu einem jüdisch-christlichen Gottesbild bestehen.
Was ist ein Gott?
Die Frage nach dem Wesen einer Gottheit kann man auf verschiedene Weisen zu beantworten versuchen. Man könnte religionswissenschaftliche Vergleiche im Glauben verschiedener Völker anstellen. Dann würde man z. B. entdecken können, dass keineswegs alle von Menschen verehrten Götter unsterblich, allmächtig oder schöpferisch sind. Man könnte philosophisch nach dem Urgrund des Seins fragen. Man könnte theologisch vom dem Zeugnis der Bibel ausgehen.Martin Luther hat in seiner Auslegung des ersten Gebotes im großen Katechismus die Frage behandelt, was es aus christlicher Sicht bedeutet, einen Gott zu haben. Er bringt es auf die klare Formel: Woran du dein Herz hängst, dich darauf verlässt und daran glaubst, das ist dein Gott. In diesem Verständnis des ersten Gebotes sind auch Christen in Gefahr, ihren Gott zu verleugnen, indem sie ihr Herz an anderes hängen und sich auf andere Instanzen verlassen. Die buddhistische Zufluchtsformel, welche Buddhisten Zuflucht zum Buddha, zum Dharma (Lehre) und zum Sangha (Mönchsgemeinde) nehmen lässt, drückt freilich auch ein spezielles Darauf-Verlassen aus. In diesem Sinn liegt aus christlicher Sicht zwischen der Anbetung von Gottheiten wie z.B. im Hinduismus oder einer buddhistischen Verehrung einer Buddha-Statue kein fundamentaler Unterschied - freilich auch nicht zu einem gottvergessenen Leben im alleinigen Vertrauen auf die eigene Kraft und Fähigkeit, zu der wir Europäer gelegentlich neigen.
Harald Lamprecht, 2/2004
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Di., 28.08.2007 - 14:28