Buddhismus Aktuell: Tulku-System reformieren
Die Zeitschrift „Buddhismus aktuell“ bringt in ihrer Ausgabe 1/2017 einen umfangreichen Artikel, der zu einer Reform des tibetischen Tulku-Systems aufruft. Im tibetischen Vajrayana-Buddhismus bedeutet dieses System der Traditionsnachfolge durch Wiedergeburt, dass nach dem Tod eines hohen Lamas und spirituellen Führers seine Anhänger nach einem Kind Ausschau halten, in dem sich der Meister angeblich erneut inkarniert hat. Diese Kinder werden dann häufig bereits als Kleinkinder inthronisiert. Die Tulkus sind für die Klöster ein Wirtschaftsfaktor, denn sie generieren Besucher und Spenden. Ihre Erziehung wird aber zu oft vernachlässigt, wie der Artikel beklagt. Sie werden mit einem Gefolge umgeben, repräsentieren Reichtum und Ansehen, aber die Entwicklung menschlicher und geistlicher Qualitäten, die eigentlich einen spirituellen Lehrer auszeichnen sollten, bleibt dabei auf der Strecke. Der wachsende Medienrummel macht es für die jungen Tulkus noch schwerer, sich ausgewogen zu entwickeln, weil sie ständig im Rampenlicht stehen und einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt sind, dabei aber elementare menschliche Verhaltensweisen und Tugenden nicht gelernt haben, wie z.B. den Umgang mit Geld. Immer mehr dieser Tulkus brechen als junge Erwachsene aus diesem System aus. Anlass für den Artikel ist die Entscheidung des 4. Jamgön Kongtrul Rinpoche, seinen Tulku-Status aufzugeben und Arzt zu werden. Der heute 20-jährige war im Alter von 9 Monaten als Inkarnation des 3. Jamgön Kongtrul Rinpoche erkannt worden.