Konfessionslose und Kirche
In einer Umfrage der Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche Norddeutschlands wurde die Einstellung Konfessionsloser gegenüber der Kirche analysiert. Von knapp 500 ausgewerteten Fragebögen waren 263 von Konfessionslosen ausgefüllt worden. Weil die Verteilung im Schneeballprinzip erfolgte, ist die Befragung nicht repräsentativ, aber gleichwohl aufschlussreich. Die wichtigsten Ergebnisse werden von der Arbeitsstelle so beschrieben:
Zum Bereich Religiosität bzw. Spiritualität:
• Die meisten Ausgetretenen hatten als Kinder durchaus Kontakt zur Kirche: Religiöse Sozialisation verhindert nicht zwangsläufig Entkirchlichung.
• Religiöse Sozialisation befördert nicht zwingend die Nähe zur Institution Kirche, aber die Fähigkeit zu religiösem Erleben.
• Die Selbsteinschätzung als religiöser bzw. spiritueller Mensch ist stark an die Kirchenmitgliedschaft gebunden. Außerhalb der Kirche findet sich im Nordwesten eher Spiritualität denn Religiosität, im Nordosten von beidem gleich wenig.
• Aber: Es gibt unter den befragten Nordostdeutschen deutlich mehr Gläubige (an Gott, höhere Mächte, ein Leben nach dem Tod etc.) als Menschen, die sich religiös fühlen. Wahrscheinlich fühlt sich nur derjenige religiös, der auch eine Religion praktiziert.
• Die Wissenschaft ist für die, die nicht glauben, das Hauptargument gegen Religion, die Ostdeutschen treibt aber auch sehr stark die Theodizee-Frage um: Wenn es Gott gibt, wie kann er dann das Elend auf der Welt zulassen?
Zur Einschätzung von Kirche:
• Die überwiegende Mehrheit der Konfessionslosen im Norden bescheinigt der Kirche eine wichtige gesellschaftliche, soziale und kulturelle Funktion. Dass ihre Hauptaufgabe die Weitergabe des Glaubens sei, meint immerhin etwa die Hälfte der befragten Konfessionslosen.
• Was finden Konfessionslose an Kirche gut? Besonders ihr Engagement für benachteiligte Menschen, die Kirchengebäude und „dass man (in der Kirche) nicht perfekt sein muss, um angenommen zu werden“.
• Viele wünschen sich noch mehr Angebote in den Bereichen Gemeinschaft, Geselligkeit und Kultur.
• Eine Mehrheit spricht sich hingegen für die Reduzierung politischer Aktivitäten der Kirche aus.
• Auch ein großer Anteil der Konfessionslosen wünscht sich: Kirche soll noch mehr als bisher auf Menschen zugehen, die nicht zu ihr gehören.
• Trotz der ihr zugeschriebenen Sozial- und Wertekompetenz nehmen Konfessionslose die Kirche für sich selbst kaum in Anspruch.
• Im Gegensatz zu den Konfessionslosen im Nordosten zeigen die überwiegend ausgetretenen Konfessionslosen im Nordwesten eine grundsätzlich kritischere Einstellung gegenüber der Kirche. Dennoch: Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, können sich eher vorstellen, (wieder) in die Kirche einzutreten als diejenigen, die schon immer konfessionslos waren.
HL / www.kirche-mv.de/3365.0.html
http://www.nordkirche.de/fileadmin/user_upload/nordkirche/140701_Kirche_im_Dialog.Langfassung_Thesen.pdf