grünes Kreuz im Wappen

Privatarmee und Charity-Dinner

Lazarus-Orden in Konkurrenz

Die Ritter mit dem grünen Kreuz gehören zum Lazarus-Orden. Der „Militärische und Hospitalische Orden des heiligen Lazarus von Jerusalem“ wurde im 12. Jahrhundert gegründet und hat sich besonders auf die Krankenpflege spezialisiert. Davon zeugen noch heute der Begriff „Lazarett“ wie auch das grüne Kreuz als Symbol für Apotheken. Im 14.-17. Jahrhundert sind verschiedene Teile des Ordens mit anderen vereinigt worden, so z.B. ab 1489 mit den Johannitern – aber nur außerhalb des französischen Herrschaftsgebietes. Zuletzt stand er unter dem Protektorat der französischen Krone. Mit der Abdankung des Königs nach der Juli-Revolution von 1830 endet auch die Existenz des traditionellen Lazarus-Ordens. 

Neugründung

Um 1913 erfolgte eine Neugründung des Ordens unter Don Francisco de Bourbon y de la Torre, dem dritten Herzog von Sevilla, der ab 1935 als Großmeister fungierte. Unter dessen Sohn Enrique (ab 1958 Großmeister) erfolgte zunächst eine Trennung des Verwaltungssitzes (Paris) vom Ordenssitz (Madrid), die sich später zur Spaltung entwickelte. 1967 wurde Enrique abgewählt und durch Charles Philippe de Bourbon-Orleans, Duc d‘ Alençon, Vendôme et Nemours in Paris als Großmeister ersetzt.

Paris vs. Madrid

Nach dessen Tod 1969 kam es zur Spaltung in den Pariser Zweig unter dem Herzog von Brisac, Pierre de Cosse Brisac und dem spanischen Zweig, nun wieder unter Don Francisco Enrique. Ein Versuch zur Wiedervereinigung 1986 schlug fehl. Zwar wurde nun der Herzog von Brisac als Großmeister gewählt, der Herzog von Sevilla erkannte das aber nicht an. Sehr viele Priorate schlossen sich daraufhin der Pariser Obödienz an. 

Orleans, Jerusalem und Malta

Ähnlich chaotisch endete ein weiterer Wiedervereinigungsversuch: Der Herzog von Sevilla sollte auch Großmeister des Pariser Zweiges werden, um so beide zu vereinigen. Bei der Wahl 2004 in Paris erhielt er auch die Mehrheit, aber einige Jurisdiktionen kritisierten, dass er zweimal geschieden und wiederverheiratet und damit von der katholischen Kommunion ausgeschlossen war. Diese wählten dann Prinz Charles-Philippe de Orleans zu ihrem Großmeister. 

Mit dessen Nachfolger Graf Jan Dobrzenský z Dobrzenicz (orderofsaintlazarus.com) waren offenbar nicht alle zufrieden. 2011 entstand eine neue Komturei in Jerusalem, die 2015 Prinz Sixte-Henri de Borbon-Parma zu ihrem Großmeister wählte (saint-lazare.org). 

Auch der Zweig von Sevilla musste noch eine Spaltung erleben, die aus einem Zerwürfnis von Großkanzler Reginald Attard mit dem Herzog von Sevilla resultierte. Diese neue „Oboedienz von Malta“ wählte Prinz Pieter Cantacuzino zum Großmeister (lazarusorden.org), während dem spanischen Zweig inzwischen Francisco de Borbon, Graf von Hardenberg vorsteht. (st-lazarus.net).

Lazarus-Union

Unabhängig von diesen Verbindungen und mit völlig anderem Charakter entstand die „Lazarus Union“. Dort gibt es weniger antike Ritterspiele und Adelsstreitigkeiten sondern mehr den Charakter einer modernen Privatarmee mit Uniformen, Diensträngen, Musikkorps und einer Hubschrauberstaffel.

Diagramm mit Stammbaum der konkurrierenden Lazarusorden

 

Diagramm Moderne Lazarusorden als PDF

 

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio Themenheft 05 ab Seite 19