TM: Erwartungshaltung ist entscheidend
Die von dem Inder Maharishi Mahesh Yogi gegründete Transzendentale Meditation (TM) bezeichnet sich in ihrer Außendarstellung gern als wissenschaftlich begründete und weltanschaulich neutrale Meditationsmethode.
Auf die tatsächliche Verflechtung mit hinduistischen Vorstellungen und Ritualpraktiken wie auf die politischen Ansprüche Maharishis wird von kirchlicher Seite seit langem hingewiesen. Dass auch der immer wieder mit Studien untermauerte wissenschaftliche Anspruch herben Zweifeln ausgesetzt ist, hat kürzlich eine Metastudie gezeigt, die von Peter Canter und Edzard Ernst vom Universitätslehrstuhl für Komplementärmedizin im englischen Exeter vorgenommen wurde.
Wie die Tageszeitung „taz“ berichtete, untersuchten die Wissenschaftler über hundert Veröffentlichungen zur Auswirkung von TM auf die geistige Leistungsfähigkeit. Lediglich zehn von diesen erfüllten die üblichen Kriterien für klinische Studien. Von diesen kamen vier zu positiven und sechs zu teilweise oder komplett negativen Ergebnissen. Vermutlich ist die Auswahl der Versuchspersonen entscheidend für das Studienergebnis, da zu den Studien mit positivem Ausgang Testpersonen herangezogen wurden, die schon vorher ein starkes Interesse an TM und anderen spirituellen Praktiken hatten. Eine positive Erwartungshaltung kann bekanntermaßen den Erfolg einer Therapie deutlich steigern.
Es wurde aber auch entdeckt, dass gerade Männer mit starkem Interesse an TM überdurchschnittlich häufig ängstlich-neurotische Charakterzüge aufwiesen. Diese würden natürlich mehr als andere von einer Entspannungsmethode profitieren, die ihnen ihre Ängste abzubauen hilft. In Meditationsangelegenheiten unbedarfte Menschen dürften hingegen nicht darauf hoffen, nach Ausflügen in die Versenkung als intellektueller Überflieger aufzutauchen.
HL / taz Nr. 7363 vom 21. 5. 2004