Esoterische Coachings im Unternehmen

In seinem „Schwarzbuch Personalentwicklung“ hat der Personalmanger Viktor Lau vor esoterischen Methoden und gefährlichem Halbwissen bei Coachings gewarnt. Gegenüber dem Magazin „Spiegel-Online“ beklagte er, dass immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter auf der Basis abwegiger Typologien rekrutieren und sich eine unheilvolle Managementesoterik ausbreitet. Den Mitarbeitern werde dabei auch religiös und spirituell zu Leibe gerückt, um sie noch stärker in den betrieblichen Verwertungsprozess einzufügen. So solle das Unverfügbare des Menschen eben doch verfügbar gemacht werden, um die Mitarbeiter zu domestizieren. „Letztlich geht es ums Meditieren für den höheren Profit.“ Lau warnt davor, wenn Coaches anfangen zu therapieren. In der Regel liegt keine Einwillung der Mitarbeiter für eine psychotherapeutische Behandlung vor und die Coaches seien dafür auch meist nicht ausreichend qualifiziert.

Auch das Internetmagazin Telepolis befasst sich mit den überzogenen Erwartungen an Coachings. 35.000 Coaches nennt der Artikel für Deutschland, von denen nach Schätzungen nur etwa 5.000 nach seriösen Prinzipien arbeiten sollen. Dabei scheint Coaching zunehmend in die Rolle einer professionellen Psychohygiene für die vielfältig beanspruchten Mitarbeiter zu geraten. Durch das Internet veränderte Arbeitsweisen mit freier Zeiteinteilung und ständiger Erreichbarkeit lassen Mitarbeiter einerseits freier agieren, andererseits auch nie zur Ruhe kommen. Die strukturellen Probleme der Überforderung sollen dann durch Coaching ausgeglichen werden, indem die Lösung beim Mitarbeiter gesucht wird. Der Artikel schließt mit der Feststellung: „Wer bereits am Boden liegt, ist immer auch eine leichte Beute.“

HL / SPON 26.10.2013, TP 22.10.2013

Artikel-URL: https://confessio.de/news/771

Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 4/2013 ab Seite 03