Anmerkungen zum Ergebnis der BuK-Prüfkommission
Die von dem Unternehmen Brockmann und Knoedler (BuK) eingesetzte Prüfkommission (bestehend aus Joachim Kallenberg, Prof. Dr. Hubert Seiwert und Dr. Gerald Willms) hat am 16. 5. 2014 in einer Pressekonferenz ihre Ergebnisse vorgestellt.
Dazu ist folgendes anzumerken:
1) Bestätigung
In der Kernaussage bestätigt das Ergebnis der Prüfkommission in der Sache die Beobachtung, die ich zuerst gegenüber dem Magazin MDR-Exakt geäußert habe und die Ausgangspunkt der diesbezüglichen Berichterstattung auch in weiteren Medien wurde:
Im Verantwortungsbereich des Unternehmens Brockmann und Knoedler wurden Seminartechniken verwendet, die auf Vorlagen der Scientology-Organisation beruhen.
2) Verschleierung
Diesen Sachverhalt versucht die Presseinformation allerdings zu verschleiern, indem die Prüffragen anders formuliert und dann verneint werden.
So wird gefragt, ob
a) Petra Brockmann oder Thomas Brockmann Knoedler in einer persönlichen Beziehung zur Scientology-Organisation stehen, etwa durch eine wie auch immer geartete Mitgliedschaft.
Das scheint nicht der Fall zu sein. (Das wurde von mir auch nicht behauptet.)
b) Ferner wurde gefragt ob in den fachhandwerklichen Seminaren von BuK zur Haargestaltung Theorien und Methoden von L. Ron Hubbard verwendet wurden.
Das ist nicht der Fall. (Das wurde von mir auch nicht behauptet.)
In diesen beiden Punkten ist dem Ergebnis der Prüfkommission zuzustimmen - das ist freilich nicht überraschend. Es war von Anfang an klar, dass sich die Kritik hauptsächlich auf die mit den fachhandwerklichen Seminaren aufs engste verzahnten Kommunikationseinheiten bezieht.
c) Es wird gefragt, ob „sektenähnliche“ Strukturen bzw. Methoden bei BuK bestünden.
Zur Beantwortung der Frage werden nun aber in dem vorgelegten Text vom Prüfbericht nicht etwa die strittigen Seminartechniken und ihre Folgen analysiert. Es wird nicht diskutiert, was es bringt, einen Aschenbecher anzuschreien. Es wird nicht das Pro und Contra der „Nullpunktübungen“ besprochen. Es werden weder die Arbeitszeiten noch die Kredite erwähnt, zu deren Aufnahme die Mitarbeiter z.T. motiviert wurden, sondern pauschal behauptet, es hätte keine finanzielle Ausbeutung gegeben. Es werden nicht die gegenseitigen Überwachungen, die Wochenberichte und Wiedergutmachungen erwähnt, sondern ebenso allgemein behauptet, es hätte keine systematische Überwachung, Kontrolle und disziplinierenden Maßnahmen gegeben.
Statt dessen wird versucht, eine abstrakte Definition der Begriffe „Sekte“ bzw. des Attributes „sektenartig“ vorzunehmen. Das ist ein relativ schwieriges wie auch weitgehend nutzloses Unterfangen. Das geschieht dann auch in der Weise, dass die Fragen danach ebenfalls allgemein verneint werden. Diese Einschätzung der Prüfkommission kann in der Mehrheit der Punkte nicht geteilt werden.
Insgesamt bleibt noch die Beobachtung festzuhalten, dass der Prüfbericht auffällig allgemein und unkonkret bleibt. Die von Mitgliedern der Prüfkommission verbal geäußerten kritischen Rückfragen an Herrn Hubers Seminarmethoden und deren Verzahnung im Unternehmen BuK finden sich nicht in der Weise in den ausgegebenen Unterlagen wieder, so dass hier eine merkwürdige Diskrepanz festzustellen ist.
d) Zahlenverhältnisse
Im letzten Teil des Prüfberichtes wird versucht, die Probleme zahlenmäßig zu relativieren, indem die problematischen Kommunikationsseminare einer möglichst großen Zahl unproblematischer Fachseminare gegenübergestellt werden.
Was soll dieses Vorgehen bezwecken? Kann man einen Kassierer, der 5000 Euro unterschlagen hat, damit entschuldigen, dass er in den Jahren zuvor 3 Mio. Euro korrekt verbucht hat?
Fazit
Es ist deutlich, dass die von BuK beauftragte Prüfkommission eine deutliche Tendenz zeigt, die Auftraggeber zu entlasten. Dafür wird zu Konstruktionen in der Darstellung gegriffen, die dieses Ziel erreichen lassen und gegenläufige Fakten in untergeordneter Weise präsentieren.
Eine mögliche Ursache für die unterschiedliche Wichtung der Probleme und die daraus folgende andere Gesamteinschätzung liegt in der anderen Datenbasis: Die Mehrzahl der ehemaligen Mitarbeiter von BuK, die sich bei der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Ev.-Luth. Kirche gemeldet haben, hatte kein ausreichendes Vertrauen zu der von BuK beauftragten Prüfkommission, so dass die Prüfkommissionsmitglieder mit lediglich drei dieser Personen sprechen konnten.
Ich sehe meine Darstellung der Vorgänge durch die Ergebnisse der Prüfkommission im Blick auf den Scientology-Bezug bestätigt und in den sachlichen Details keiner Weise entkräftet.
Dr. Harald Lamprecht, 17. 5. 2014
Neuen Kommentar hinzufügen
Mit der Abgabe eines Kommentars werden die Regeln für Kommentare akzeptiert. Kurzfassung: