rotes Tatzenkreuz

Hugo, Bernhard und Jaques

Kurze Geschichte der Templer

Der Templerorden hat eine Aura, die aus seinem schnellen Aufstieg zur Macht und den Rätseln seines Unterganges gespeist wird. Um das Jahr 1118 herum wurde der Orden von Hugo von Payens gegründet. Primäres Ziel war der Schutz der Pilger im Heiligen Land. So könnten Berichte über einen Angriff auf Pilger zwischen Jerusalem und Jericho die Idee zur Gründung des Ordens geliefert haben. Der König von Jerusalem Balduin II. stellte den Rittern einen Teil des Königspalastes in der ehemaligen Al-Aqsa-Moschee im Tempelbezirk als Hauptquartier zur Verfügung. Nach ihrem Sitz auf den vermuteten Trümmern des jüdischen (salomonischen) Tempels nannte er sich „Ordo Pauperorum Commilitonum Christi Templique Salomonici“ (Orden der armen Gemeinschaft Christi und des salomonischen Tempels). 

Aufstieg…

Eine „arme“ Gemeinschaft ist der Orden nicht lange geblieben, denn er legte innerhalb einer kurzen Zeit einen atemberaubenden Aufstieg hin. An der Ordensregel hat der berühmte Bernhard von Clairvaux (1091–1153) entscheidend mitgewirkt. Auf dem Konzil von Troyes wurde sie bestätigt. Durch prominente Förderer konnte der Orden neue Mitglieder gewinnen und bedeutende Schenkungen in Geld und Ländereien vereinnahmen. Dazu kam eine Häufung von Privilegien: Der Orden war direkt dem Papst unterstellt, sein Eigentum damit den Bischöfen entzogen. Er war von der Entrichtung des Zehnten befreit. Der Großmeister war komplett unabhängig und wurde nur von den Brüdern gewählt. Weiterhin konnte der Orden eigene Priester haben und Geld gegen Zinsen verleihen. Die Templer organisierten auch den ersten bargeldlosen Zahlungsverkehr. So konnte man z.B. in einer Komturei in Europa Geld einzahlen und sich mit dem Beleg darüber in einer Komturei im Heiligen Land wieder auszahlen lassen.

…und Fall

Der Templerorden war damit in kurzer Zeit sehr reich und mächtig geworden. Der französische König Philipp IV. der Schöne wurde zu seinem ärgsten Feind. Es ist in der Forschung weitgehend akzeptiert, dass ein Hauptmotiv zur Zerschlagung des Ordens im Interesse des Königs bestanden hat, sich das Vermögen der Templer anzueignen. Zudem mag er sich beleidigt gefühlt haben, weil ihm eine Ehrenmitgliedschaft im Orden verweigert worden war. In einer konzertierten Aktion wurden in der Nacht zum 13. 10. 1307 in Frankreich gleichzeitig 546 Templer verhaftet, nur zwölf konnten entkommen. Ihnen wurden verschiedenste Vergehen zur Last gelegt, u. a. Ketzerei. 1312 wurde der Orden offiziell aufgehoben. 1314 starb der letzte Großmeister der Templer, Jacques de Molay auf dem Scheiterhaufen. 

Seitdem ist die Welt voll von Legenden, dass doch noch Templer überlebt und sich im Geheimen weiter organisiert hätten, den Orden bewahrt und erneuert und nun in Gestalt dieser oder jener Organisation erneut an ihr Erbe anknüpfen würden. Fakt ist: Keiner der gegenwärtigen Templerorden hat eine historische Kontinuität zum „echten“ Templerorden. Es sind alles Neuerfindungen, die an dessen ideellen Nachlass anknüpfen wollen. Für diese Anknüpfung werden mitunter erstaunliche Seile geknotet.

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio Themenheft 05 ab Seite 06