Nachrichten aus der Ökumene 2012-2

Nachrichten aus der Ökumene erschienen in CONFESSIO, Heft 2 - 2012

Römisch-Katholische Kirche

Katholikentag zog 80 000 Teilnehmer nach Mannheim

Unter dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“ fand vom 16. bis 20. Mai 2012 der Katholikentag in Mannheim statt. Symbolisiert wurde dieses Motto durch einen roten Rucksack. Die Teilnehmerzahlen übertrafen die Erwartungen der Veranstalter, die insgesamt ein positives Fazit zogen. Der Katholikentag sei ein „frohes Glaubensfest“ gewesen, bei dem auch strittige Themen mit Gelassenheit und Bereitschaft zum Zuhören diskutiert worden seien, meinte der Erzbischof Robert Zollitsch aus dem gastgebenden Bistum Freiburg. Nach den Worten des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, könne die Gesprächskultur auf dem Katholikentag für den gesamten Dialogprozess der katholischen Kirche Vorbild sein. Für die Laien forderte er mehr Anerkennung und Mitwirkungsmöglichkeiten. Der Katholikentag habe die Unruhe gezeigt, die Katholiken in Deutschland bewegt. Es sei aber auch deutlich geworden, dass vieles Laien, Priester, Ordensleute und Bischöfe verbinde und dass „kein Riss durch diesen Katholikentag“ gehe, meinte Glück.

Inzwischen ist auf der Internetpräsenz des Katholikentages das Ergebnis einer Teilnehmerbefragung einzusehen. Derzufolge ist die statistisch idealtypische Katholikentagsteilnehmerin Maria Mustermann weiblich (62%), 44 Jahre alt, deutsch (99%), Angestellte (43%), aus Baden-Württemberg (40%), römisch-katholisch (90%) und ehrenamtlich in der Kirche tätig (56%). Knapp 8% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren evangelisch. 38% der Teilnehmer haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium, fast 10% sind noch Schüler. 44% der ca. 5000 Befragten besuchten zum ersten Mal einen Katholikentag. Die überwiegende Zahl von ihnen zeigte sich mit dem Katholikentag zufrieden.

HL / www.katholikentag.de

 

Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier

500 Jahre nach der ersten Wallfahrt fand in diesem Jahr wieder die Ausstellung des „Heiligen Rockes“ in Trier statt. Traditionell wird diese Reliquie als das Untergewand Jesu bezeichnet, das er bei der Kreuzigung getragen haben soll. Bereits Martin Luther hatte sich kritisch gegenüber der „Bescheißerei des Heiligen Rockes“ geäußert. Das war aber für die Evangelische Kirche im Rheinland kein Hindernis, sich aktiv an der Wallfahrt zu beteiligen. Wie bereits bei der letzten Heilig-Rock-Wallfahrt vor 16 Jahren stand sie in diesem Jahr unter einem ausgesprochen ökumenischen Schwerpunkt, der auch durch das Motto „Und führe zusammen, was getrennt ist“ deutlich werden sollte. Nach Angaben des Bistums Trier haben sich 540 000 Pilger und Pilgerinnen an der Wallfahrt beteiligt.

Der EKD-Ratsvorsitzende und Präses der rheinischen Kirche Nikolaus Schneider warb für eine Beteiligung seiner Kirche an der Wallfahrt und verwies auf die zeichenhafte Bedeutung des ungeteilten Gewandes Jesu für die ungeteilte Kirche.

HL / HK 6/2012, 301


Vatikan-Leaks erschüttern den Kirchenstaat

Es ist ein Krimi wie aus einem Roman: Über Monate gelangten geheime Dokumente aus dem innersten Kreis des Vatikan an die italienische Presse. Der Papst beauftragt im April eine Kommission, die Weitergabe der vertraulichen Schreiben aufzuklären und das Leck zu finden. Doch zunächst konnte sie nichts ausrichten. Der Journalist Gianluigi Nuzzi verwendete etliche dieser Dokumente in seinem Enthüllungsbuch „Seine Heiligkeit – Die geheimen Briefe Benedikt XVI.“ Dann ging es relativ schnell: Die abgedruckten Dokumente sind zum Teil so intern, dass sie nur aus dem engsten Umfeld des Papstes entwendet worden sein können. Der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein hat den Kammerdiener Paolo Gabriele in Verdacht und spricht ihn darauf an. Dieser leugnet zunächst, doch später findet die vatikanische Gendarmerie in seiner Wohnung innerhalb des Vatikan zahlreiche gestohlene vertrauliche Dokumente. Der Papst zeigt sich schwer enttäuscht, Gabriele kommt in Untersuchungshaft und wird vernommen. Der Fall scheint gelöst - und doch nicht, denn zum einen spekulieren die Medien weiter heftig über seine wahrscheinlichen Hintermänner und Auftraggeber. Zum anderen tauchen auch nach seiner Festnahme noch weitere Dokumente auf. Beobachter sprechen von einem Machtkampf innerhalb des Vatikan. Man darf gespannt sein, wie lange es dauert, bis die Vorgänge von Hollywood verfilmt werden. Ob solches dann aber der Wahrheit näher kommt, darf bezweifelt werden.

HL


Anglikanische Kirche

Erzbischof von Canterbury tritt zurück

Der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hat bekannt gegeben, dass er zum Ende des Jahres 2012 von seinem Amt zurücktritt. Künftig will er die Leitung des Magdalene College in Cambridge übernehmen. Bereits bei seiner Einführung im Jahr 2003 hatte er angekündigt, nicht bis zur Altersgrenze von 70 Jahren in diesem Amt bleiben zu wollen.

Seine Amtsperiode ist geprägt von dem kräftezehrenden und teilweise vergeblichen Ringen um den Zusammenhalt der Anglikanischen Kirchengemeinschaft. Auf der anderen Seite steht die große Sympathie, die Rowan Willams vielfach entgegengebracht wird. Als theologisch hoch gebildeter und zugleich einfühlsamer Gesprächspartner wird er von vielen geschätzt. Als Erfolge seiner Amtszeit betrachtet er die Neuordnung der Anglikanischen Entwicklungshilfe in der Anglican Alliance sowie die Neubelebung des missionarischen Selbstverständnisses in den Gemeinden. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger wird nicht leicht, denn er hinterlässt große Fußspuren.

HL / MD Bensheim 2/2012 33-35

 

 

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