Nachrichten aus der Ökumene 2012-1
Nachrichten aus der Ökumene
erschienen in CONFESSIO, Heft 1 - 2012
Römisch-Katholische Kirche
Bischof Joachim Reinelt im Ruhestand
Der langjährige Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, ist nach 24 Dienstjahren in den Ruhestand getreten. Papst Benedikt XVI. nahm das Rücktrittsgesuch des 75jährigen nun an, nachdem er ihn zunächst noch darum gebeten hatte, noch im Amt zu bleiben, solange in Berlin und Görlitz die Bischofsstühle unbesetzt sind.
Als Diözesanadministrator wurde der bisherige Generalvikar Michael Bautz gewählt, der nun das Bistum verwaltet, bis der Bischofssitz neu besetzt ist. An der Wahl des neuen Bischofs ist das Domkapitel mit beteiligt.
Studie alarmiert zum Zustand katholischer Theologie in Deutschland
Mit der katholischen Theologie in Deutschland geht es bergab. Immer weniger junge Menschen studieren katholische Theologie im Vollstudium, auch die Zahl der Professuren und der Mitarbeiter im akademischen Mittelbau ist deutlich zurückgegangen.
Eine im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erarbeitete Studie weist auf erhebliche Nachwuchsprobleme insbesondere in den Fächern Moraltheologie und Fundamentaltheologie hin. Für frei werdende Professuren werde es in den nächsten Jahren zu wenige Bewerber geben. Wie der Berliner Tagesspiegel berichtete, drohe ein „massiver Substanzverlust der katholisch-theologischen Forschung“ welcher dem Ansehen der katholischen Kirche „immens schaden“ werde. Es drohe die Gefahr, dass die katholische Theologie nicht mehr als zeitgenössischer Ansprechpartner ernst genommen werde und die katholische Kirche damit in den gesellschaftlichen Debatten nicht mehr sprachfähig sei.
Derzeit gibt es in Deutschland 20 Katholisch-Theologische Fakultäten und 34 nichtfakultäre Einrichtungen (Lehrerbildungsstätten) mit insgesamt 365,5 Professuren. An den staatlichen Fakultäten gibt es heute 19% weniger Professuren als vor 5 Jahren. Im akademischen Mittelbau sind die haushaltsfinanzierten Stellen sogar um 20% auf 150 gesunken. Die Zahl der Studierenden im Vollstudium hat sich in den letzten 15 Jahren halbiert (jetzt ca. 2200). Die Zahl der Priester unter den Professoren ist gegenüber 2006 um 11% zurückgegangen. Noch gibt es einen Anteil von insgesamt 42 Professorinnen (13%) im Lehrkörper der katholischen Theologie.
Gründe für den Rückgang der katholischen wissenschaftlichen Theologie werden in der Studie nicht genannt. Die starke Beteiligung an dem Memorandum für kirchliche Reformen (derzeit 240 Unterschriften deutscher Professorinnen und Professoren) zeigt aber eine deutliche Unzufriedenheit unter den katholischen Hochschullehrern.[1] Auffällig ist auch, dass sich laut der Studie Frauen so gut wie gar nicht mehr für das Studium der katholischen Theologie interessieren. Angesichts ihrer ausgesprochen begrenzten Karrierechancen in katholischen Einrichtungen ist das auch nachvollziehbar.
Piusbruderschaft fordert Kirchenaustritt
In der März-Ausgabe des Mitteilungsblattes der Priesterbruderschaft St. Pius X. wird offen dazu aufgefordert, auf den Standesämtern aus der Röm.-Kath. Kirche auszutreten. Ziel ist die Vermeidung der Kirchensteuer. Zugleich soll die Mitgliedschaft in der Kirche geistliche Größe beibehalten werden. Die deutschen Bischöfe akzeptieren eine solche Aufsplitterung aus guten Gründen nicht. Allerdings berufen sich die Akteure der Priesterbruderschaft auf römische Vorgaben, welche das deutsche Kirchensteuersystem nicht berücksichtigen.
Begründet wird der Kirchenaustritt damit, dass die Kirchensteuer angeblich dazu verwendet werde, die Kirche zu „zerstören“. So heißt es im Mitteilungsblatt: „Der Hauptkritikpunkt ist die Verwendung der Gelder für Ausgaben und Ziele, die nicht im Sinne der katholischen Tradition stehen, so z. B. die Zerstörung altehrwürdiger Kirchen, welche für die nachkonziliaren Mahlfeiern umgestaltet werden. Ein Großteil des Geldes wird auch dafür verwendet, all jene Laienorganisationen, Räte und Funktionäre zu bezahlen, welche die Kirche an der Basis zerstören u.v.m.“ Doch man wird noch deutlicher: „Wenn die Kirchensteuer in großem Umfang wegfallen würde, wäre das auch das Ende des nachkonziliaren Zerstörungswerkes (Stichwort Laien- bzw. Frauenpriester, Zölibatsauf- hebung, Sakramente für Ehebrecher usw.).“[2] Ein vorgedrucktes Formular zur Abgabe im Pfarramt soll diesen „halben“ Kirchenaustritt zur Vermeidung der Kirchensteuerzahlung erleichtern. Dies ist eine neue Kampfansage an die Röm.-Kath. Kirche.
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
Materialheft zur interreligiösen Bildung
Wie Mädchen und Jungen aus unterschiedlichen Religionen auch im Kindergarten der eigenen und auch der unbekannten Glaubenspraxis begegnen, dazu will das neue Materialheft anregen, das der Vorstand des Projektes „Weißt Du, wer ich bin?“ herausgibt.
Mit dem Titel „Interreligiöse Erziehung und Bildung in Kindertagesstätten“ bietet die Broschüre Praxisbeispiele, aber auch Basisinformation und Reflexionen für die religiöse Erziehung im Elementarbereich. Erzieherinnen und Erzieher profitieren ebenso wie Eltern von den erprobten Beispielen zu den Themen „Räume gestalten“ und „Glauben leben“. Mit Rezepten, Spielen, Bastelanleitungen und Malvorlagen lassen sich Beispiele zum religiösen Brauchtum aus den Religionen leicht umsetzten. Grundsätzliche Überlegungen zu den Bildungs- und Erziehungszielen aus jüdischer, christlicher und islamischer Perspektive vervollständigen das Materialheft.
Das farbig gedruckte Materialheft (144 Seiten) ist zum Preis von 5 Euro direkt bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, Ludolfusstraße 2-4 in 60487 Frankfurt (Tel. 069-247027-0; E-Mail info@ack-oec.de) zu bestellen.
Orthodoxie
Syrisch-orthodoxe Kirche in Bedrängnis
Die Lage der in der Türkei lebenden syrisch-orthodoxen Christen ist bedrängend. Der Erzbischof der Syrisch-Orthodoxen Kirche im Tur Abdin und Abt des dortigen Klosters Mor Gabriel war im Februar 2012 mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zusammengetroffen. Dabei beklagte er, dass seine Gläubigen nicht die vollen Bürgerrechte in der Türkei genießen. Darum seien seit den siebziger und achtziger Jahren zahlreiche syrisch-orthodoxe Christen nach Europa und in die USA ausgewandert. Damit ist ihre Zahl in den Ursprungsgebieten von 40 000 auf unter 3000 gesunken.
Freikirchen
Siebenten-Tags-Adventisten veröffentlichen neue Statistik
35.099 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten gab es am 31. Dezember 2011 in Deutschland. Das sind 96 weniger als im Jahr zuvor. 733 Taufen und Aufnahmen in die Freikirche standen im letzten Jahr 524 Todesfälle, 297 Austritte und Ausschlüsse sowie acht Abwanderungen ins Ausland gegenüber. Die Zahl der örtlichen Adventgemeinden verringerte sich um sechs auf 564.
Die Freikirche betreut in Deutschland 2.040 Kinder im Kindergottesdienst sowie durch ihre Adventjugend 7.880 Pfadfinder, Teenager und Jugendliche. Sie ist in jedem Bundesland eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat sieben regionale Kirchenleitungen (Vereinigungen), die zum Nord- und Süddeutschen Verband als überregionale Zusammenschlüsse gehören. Sie unterhält das Berliner Krankenhaus „Waldfriede“, die Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg, das Schulzentrum Marienhöhe, Darmstadt, mit Gymnasium, Real- und Grundschule sowie sechs weitere Grund- beziehungsweise Realschulen und fünf Kindergärten. Auch das Medienzentrum „Stimme der Hoffnung“, Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt, mit Rundfunk- und Fernsehstudios, Blindenhörbücherei und Internationalem Bibelstudien-Institut, der Advent- und Saatkorn-Verlag, Lüneburg, sowie die Gesundkostgruppe „Bioherba“, Heimertingen/Bayern, stehen unter adventistischer Leitung.
Ungarn: Anerkennung für 32 Kirchen
Das ungarische Parlament hat am 27. Februar den „Kirchenstatus“ für Adventisten, Anglikaner, Methodisten, Kopten, Pfingstchristen, Mormonen, fünf buddhistische Gemeinschaften, Hindus, Muslime sowie Zeugen Jehovas beschlossen. Damit seien insgesamt 32 Kirchen und Religionsgemeinschaften staatlich anerkannt und in die Liste der sogenannten „privilegierten“ Bekenntnisse aufgenommen worden, statt nur der bisher 14, wie Kathpress meldete.
Das vom ungarischen Parlament am 11. Juli 2011 verabschiedete Kirchen- und Religionsgesetz wurde vom Verfassungsgericht am 19. Dezember 2011 aus formalen Gründen als nicht anwendbar erklärt. Am 30. Dezember 2011 verabschiedete das Parlament eine leicht überarbeitete Fassung des Kirchengesetzes. Diese sprach 14 Kirchen und Religionen die staatliche Anerkennung zu und entzog sie 344 anderen. Die Adventisten befanden sich gemeinsam mit weiteren 81 Kirchen und Religionsgemeinschaften, die nach der Einführung des neuen Kirchengesetzes um staatliche Anerkennung nachgesucht hatten, auf einer „Warteliste“ mit einer vorläufigen Anerkennung. 18 der über 80 Kirchen, die um staatliche Anerkennung nachgesucht hatten, haben sie Ende Februar zugesprochen erhalten, sodass nun insgesamt 32 Kirchen und Religionsgemeinschaften anerkannt sind.
Laut Kathpress sei am 27. Februar in einer zweiten Abstimmung der Antrag zur Anerkennung von weiteren 66 Glaubensgemeinschaften abgelehnt worden. Diese Kirchen und Religionsgemeinschaften könnten erst in einem Jahr wieder einen Antrag auf parlamentarische Anerkennung stellen.