Öffentlicher Gebetsruf in Rendsburg

Islamischen Zentrum darf mit Lautsprechern zum Gebet rufen

Seit dem 4. Februar 2010 ist es dem Islamischen Zentrum in Rendsburg (30.000 Einwohner, davon ca. 300 Muslime) gestattet, an ihren 26 Meter hohen Minaretten Lautsprecher anzubringen, um den Gebetsruf des Muezzin zu verstärken. Dies gab der Bürgermeister auf einer Presseveranstaltung bekannt. Mit dieser Genehmigung verbindet sich allerdings die Auflage, dass die Übertragung nicht lauter als 42 Dezibel sein darf, um Anwohner nicht zu belästigen. Diese Lautstärke entspräche einem leisen Radio oder Vogelgezwitscher und läge rund zehn Dezibel unter den erlaubten Grenzwerten eines gemischten Wohnviertels, wie der Bürgermeister betont.

Dieser Entscheidung war ein monatelanger Streit vorausgegangen. Die Bürgerinitiative „Kein öffentlicher Gebetsruf“ sammelte rund 800 Unterschriften um die Übertragung des Gebetrufs zu verhindern. Auch nach der Pressekonferenz warnten deren Mitglieder vor einer „Islamisierung“ Rendsburgs. Als weiteren Kritikpunkt nannten sie die enge Verbindung des Islamischen Zentrums zur umstrittenen Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs und warfen den Rendsburger Muslimen antisemitische und türkisch-nationalistische Tendenzen vor. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass bei der Entscheidung über die Genehmigung nicht die symbolische Bedeutung des lautsprecherverstärkten Gebetsrufes, sondern allein baurechtliche Fragen eine Rolle gespielt hätten. Eine solche Genehmigung müsste ohne Ansehen des Alters, Geschlechts und auch Religion von Personengruppen erteilt werden.

Um die Anwohner zu beschwichtigen, erklärte sich das Islamische Zentrum auf Anraten des Bürgermeisters dazu bereit, von der Genehmigung ausschließlich am Freitag, den wichtigsten Tag der muslimischen Woche, Gebrauch zu machen. Um die Lautsprecher vor etwaigen Manipulationen zu schützen, wurden sie fotografiert und verplombt.

Die Rendsburger Moschee wurde im Oktober 2009 errichtet. Sie ist die größte Moschee Schleswig-Holsteins.

www.domradio.de; nachrichten.rp-online.de

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Autor
DW
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2010 ab Seite 04