Sommertournee 2001

Die Weisheit Salomos / Apostolisch Beten

Der Schweizer Missionar und Gemeindeleiter Ivo Sasek, der wegen seiner angekündigten prophetischen Drohbotschaft und wegen der Propagierung der Prügelstrafe öffentliches Aufsehen erregt hatte, unternahm eine Werbetour durch Sachsen.

Ivo Sasek mit FamilieIm Kulturpalast Dresden fanden am 17. und 18. Juli Veranstaltungen statt, die von Ivo Sasek und seinen Kindern gestaltet wurden. Dabei wurden folgende Themen angeboten: „Die Weisheit des Königs“ (ein Musical „von atemberaubender Art und geistlicher Tiefe“), „Vorbild sein“, „Der Salomons Wunsch“ und „Apostolisch Beten“. Zum Thema „Vorbild sein“ hieß es über die Kinder in der einladenden Zeitungsannonce: „Seit Anfang 1999 leiten die drei ältesten Sasek–Kinder eigene segensreiche Kinderversammlungen. Sie betreuen eigenständig hunderte von Kindern, lehren sie, wie man Vater und Mutter ehrt, in der Schule ein Vorbild ist, in Christus wandelt usw.“

Die Einladung war „an Christen aller Kirchen und Gemeinden“ gerichtet. Diese überkonfessionelle Perspektive verschleiert den indirekt darin enthaltenen eigenen Absolutheitsanspruch, mit dem Ivo Sasek auftritt: in keiner Konfession würde Christsein so richtig gelehrt, wie er es tut.

Ivo Sasek ist zweifellos eine charismatische Persönlichkeit, der seine Forderungen nach radikaler Hingabe und Jesusnachfolge mit einer tiefen persönlichen Frömmigkeit verbindet. Damit wirkt er für viele glaubwürdig, die sich in einer Zeit, in der viele Werte relativiert werden, verunsichert fühlen. Dies darf aber nicht den Blick dafür verstellen, dass Saseks Missionswerk weniger zu einem vertieften Glauben, sondern vielmehr aus den eigenen Kirchen und Gemeinden herausführt. Auch ist der gesetzliche, mitunter harte Charakter seiner Verkündigung nicht zu übersehen, der dem Evangelium der Gnade widerspricht. Es ist kein Zufall, dass Saseks Auslegungen in überproportional starkem Maße Motive aus dem Alten Testament aufnehmen. Wenn Sasek trotz gesetzlichen Verbots nachdrücklich dazu auffordert, Kinder zu schlagen, weil dies die biblisch gebotene Erziehungsmethode sei, so ist dies ein deutlicher Ausdruck für seine einseitige und radikale Auslegungspraxis.

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 4/2001 ab Seite