Papstwechsel in Rom

Rückblick und Ausblick

Franziskus - ein Rückblick

Papst Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Als Sohn italienischer Einwanderer wuchs er in einfachen Verhältnissen auf und trat 1958 in den Jesuitenorden ein. 1992 wurde er zum Weihbischof von Buenos Aires ernannt. 1998 wurde er Erzbischof, 2001 Kardinal. Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. wählten ihn die Kardinäle am 13. März 2013 zum 266. Papst – als ersten Lateinamerikaner und ersten Jesuiten auf dem Stuhl Petri.

 

Unpäpstlicher Papst

Franziskus unterschied sich in Stil und Auftreten deutlich von seinen Vorgängern. Bescheidenheit, Nähe zu den Menschen und eine Kirche, die den Armen und Ausgegrenzten dient, waren seine Markenzeichen. Er entschied sich bewusst für den Namen Franziskus – in Anlehnung an Franz von Assisi, Symbol für Armut, Demut und Frieden. Statt prunkvoller Gewänder trug er nur einfaches Weiß und wohnte im Gästehaus St. Martha statt in den päpstlichen Gemächern.

 

Reformen

Zu den zentralen Herausforderungen seines Pontifikats zählen die Reform der vatikanischen Kurie, der Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche sowie die sinkende Glaubensbindung in weiten Teilen der Welt. In all diesen Bereichen stieß Franziskus Initiativen an, wenngleich manche Reformen – insbesondere innerhalb der Kurie – auf erheblichen innerkirchlichen Widerstand trafen. Unter seiner Leitung wurde 2022 die Kurienverfassung Praedicate Evangelium veröffentlicht, die mehr Synodalität und Dezentralisierung ermöglichen soll. Synodalität wurde zu einem wichtigen Stichwort für seinen innerkirchlichen Leitungsstil.

In seinen Enzykliken und Schreiben setzte Franziskus klare inhaltliche Schwerpunkte. Evangelii Gaudium (2013) legte das Fundament einer missionarischen Kirche, die hinausgeht zu den Menschen, besonders an die Ränder der Gesellschaft. Laudato si (2015) war ein Meilenstein in der kirchlichen Umweltethik: Franziskus rief zu einer „ökologischen Umkehr“ auf und verband Umwelt- und Sozialfragen unter dem Leitgedanken der „ganzheitlichen Ökologie“. In Fratelli tutti (2020) plädierte er für eine universale Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft als Grundlage für globale Gerechtigkeit, Dialog und Frieden.

 

Anwalt der Armen

Sein beständiges Eintreten für die Armen, Geflüchteten und Benachteiligten wurde sein Markenzeichen. Franziskus verstand sich als „Anwalt der Peripherien“ – geografisch, sozial und existenziell. Er besuchte das Flüchtlingslager in Lampedusa. In Fragen wie Migration, Klimawandel oder Wirtschaftsordnung sprach er sich immer wieder gegen Strukturen der Ausbeutung und Ungerechtigkeit aus und wurde dabei auch von säkularen Stimmen weltweit gehört. Verändert hat sich dennoch wenig.

 

Ökumene und interreligiöser Dialog

Ökumenisch und interreligiös setzte Franziskus neue Akzente: Sein Treffen mit dem Patriarchen Kyrill I. 2016 war das erste eines Papstes mit einem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt überhaupt. Auch die Begegnung mit dem Großimam der al-Azhar-Universität 2019 und die gemeinsame Erklärung von Abu Dhabi betonten die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für den Weltfrieden. Mit Vertretern lutherischer Kirchen gab es auch mehrere Begegnungen, so 2016 in Schweden bei seiner Teilnahme der Feiern zum Reformationsjubiläum und zuletzt bei einem Besuch 2024.

Die von ihm angestoßene Weltsynode zur Synodalität nährte die Hoffnung, dass er die Kirche langfristig auf mehr Teilhabe, Dialog und Reformkurs ausrichten wollte. Im Blick auf den synodalen Weg in Deutschland waren die Signale aus Rom dann aber auch bremsend.

Von einer Lungenentzündung schon schwer mitgenommen spendete er zu Ostern 2025 noch einmal den Segen „Urbi et Orbi“. Am Ostermontag, 21. April 2025, ist Franziskus im Alter von 88 Jahren verstorben.

 

Papst Leo XIV. - ein Ausblick

Robert Francis Prevost (*14. September 1955 in Chicago, USA) wurde 1977 Augustiner, 1982 in Rom zum Priester geweiht und promovierte im Kirchenrecht. Ab 1985 wirkte er lange in Peru – als Missionar, Seminarleiter und Bischof von Chiclayo. 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe, wo er eng mit Franziskus zusammenarbeitete. Am 8. Mai 2025 wurde er im vierten Wahlgang zum Papst gewählt. Er ist der erste Nordamerikaner, der erste Peruaner (denn er besitzt auch die peruanische Staatsbürgerschaft) und der erste Augustiner als Papst.

 

Soziale Anliegen

Seine Wahl des Papstnamens „Leo“ knüpft explizit an Leo XIII. (1878–1903) an. Dieser wurde durch die Herausgabe der Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ 1891 zum Begründer der gegenwärtigen katholischen Soziallehre. Dies kann und darf als Programm gedeutet werden. Als Vertrauter von Papst Franziskus ist an dieser Stelle eine Fortführung seiner Anliegen zu erwarten. Sein Wahlspruch „nos multi in illo uno unum“ („In diesem einen sind wir vielen eins“) betont Einheit in Christus.

 

Positionierungen

Bisherige Positionierungen zeigen einen Einsatz für entschiedenes Handeln in der Klimakrise und Unterstützung für Geflüchtete (mit Kritik an Donald Trump und J.D. Vance). Er äußerte sich als Unterstützer des synodalen Prinzips und erklärte die Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre im Digitalzeitalter zu seinem Anliegen.

In Fragen der Sexualethik gilt er hingegen als gemäßigt konservativ. Frauenordination sieht er ähnlich skeptisch wie homosexuellen Lebensstil.

In einer Hinsicht hat er bereits bewiesen, der Moderne gegenüber aufgeschlossen zu sein: Zu seinen ersten Aktionen gehörte, die Webseiten des Vatikans aus dem Design der 1990er in die Gegenwart zu holen.

Harald Lamprecht

Dr. Harald Lamprecht

ist Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Geschäftsführer des Evangelischen Bundes Sachsen.

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 1/2025 ab Seite 20