Der neue Völkerhass

Wie aus notwendiger Islamkritik irrationale Islamfeindschaft wird

Der Islam weckt Emotionen. Zunehmend kann man beobachten, dass dies radikal negative Emotionen sind. Aus teilnahmslosem Desinteresse wurde im Laufe der letzten Jahre allmählich kritische Distanz. Immer öfter ist zu beobachten, dass diese Haltung nun in undifferenzierten und zum Teil fanatischen Hass umschlägt. Dies geht einher mit Pauschalisierungen und verallgemeinernden Zuschreibungen, die offensichtlich kein Interesse an präziser Beschreibung einer konkreten Sachlage, sondern an der Bestätigung eines Feindbildes haben.

Feindbilder

Das Wesen eines Feindbildes besteht darin, eine negativ verzerrte Darstellung des Gegenübers abzugeben. Dabei knüpft es an tatsächlich bestehende Probleme und Schwierigkeiten an. Nicht alles an einem Feindbild ist falsch – das macht es oft schwer, es zu widerlegen und aufzulösen. Feindbilder beziehen ihren Munitionsvorrat aus realen Problemen. Aber es handelt sich um eine stark auswählende Wahrnehmung. Gesehen wird, was negativ ist. Abschwächende Elemente und gegenläufige positive Erfahrungen werden demgegenüber ausgeblendet.

Feindbilder leben von Verallgemeinerungen. Eine Negativerfahrung wird verallgemeinert und auf eine bestimmte Menschengruppe bezogen: „Die sind so.“ „Das ist bei denen immer so.“ „Die können gar nicht anders.“ Negative Elemente in der eigenen Gruppe werden als Ausnahmen angesehen, welche aus bestimmten Umständen erwachsen. Beim Gegner hingegen gelten dieselben Dinge als Regel und wesensbedingt und geradezu unvermeidlich. Das hat seinen Grund darin, dass es zum Wesen von Feindbildern gehört, Gut und Böse deutlich zu unterscheiden. Indem sie alles Böse in der Feindgruppe lokalisieren und auf diese Weise die eigene Gruppe von allem Verdacht des Bösen reinigen, heben sie das Selbstwertgefühl.

Um ein Feindbild zu erzeugen, benötigt man ein Merkmal, welches zur Unterscheidung von Menschengruppen herangezogen wird und die Grenzlinie zwischen „uns“ und „den anderen“ konstruiert. Welches Merkmal zur Abgrenzung genommen wird, ist relativ beliebig. Oft war es die Nation (wir Deutschen gegen die Franzosen…) oder die Rasse („die Neger“, im Nationalsozialismus auch „die Juden“) oder die Religion („wir Christen“ gegen „die Muslime“).

Konstruierte Feinde

Wie leicht man mit einem klaren Unterscheidungsmerkmal Feindbilder konstruieren kann, lässt sich an den Brillenträgern illustrieren (Siehe Kasten). Man könnte dieses recht absurde Beispiel noch beliebig weitertreiben. Es mag aber hilfreich sein, zu testen, ob eine pauschale Negativaussage, die man bereit wäre, über eine andere Bevölkerungsgruppe zu akzeptieren, auch für die Brillenträger passen würde.

Sündenbock

Feindbilder sind zudem beliebte Blitzableiter für aktuelle politische Probleme. Indem man einen Sündenbock benennen kann, auf den die aufgestaute Wut projiziert wird, entlastet dies in anderen Bereichen erheblich. Plötzlich gibt es eine scheinbar ganz einfache und naheliegende Lösung für komplizierte gesellschaftliche Probleme. Darin liegt zugleich die eigentümliche Gefahr von Feindbildern. Sie gehen unmittelbar zu Lasten einer Bevölkerungsgruppe. Diese wird systematisch ausgegrenzt. In dem Maß, wie die Ausgrenzung greift, verstärken sich die Probleme und füttern damit auch das Feindbild mit neuen Argumenten. Zugleich sinken die persönlichen Kontakte, die zu einer korrigierenden Wahrnehmung beitragen könnten.

Die „Brillenträgerverschwörung“ ist vor allem deshalb unglaubwürdig, weil nahezu jeder Mensch in Mitteleuropa genügend nette und anständige Brillenträger kennt. Stellen Sie sich aber vor, das wäre nicht der Fall. Sofort steigt die Plausibilität um Dimensionen. Oder wer von Ihnen hat inzwischen nachgezählt, wie viele Brillenträger tatsächlich im Parlament und auf den Regierungsbänken sitzen? Die sachliche Wahrheit mancher Behauptungen ist für den Laien in der Regel kaum überprüfbar. Die sachlichen Fehler in Thilo Sarrazins Thesen haben ihrer Verbreitung keinen Abbruch getan. Es genügt offenbar, wenn eine bestimmte Grundstimmung, die von einem Set an Vorurteilen geprägt ist, mit scheinrichtigen Argumenten bedient wird.

Antisemitismus und moderne Islamfeindschaft

Der Historiker Wolfgang Benz hat in der Süddeutschen Zeitung festgestellt, dass es deutliche strukturelle Parallelen zwischen dem Antisemitismus des 19. Jahrhunderts und der gegenwärtigen Diffamierung der Muslime als Gruppe durch so genannte „Islamkritiker“ gibt. „Heinrich von Treitschke (1834 - 1896), renommierter deutscher Historiker und populärer Publizist, sah einst in seiner Überfremdungsangst Deutschland von Feinden umringt und durch mangelnde Bereitschaft der jüdischen Minderheit zur Assimilation im Inneren bedroht. Durch Autorität und Beredsamkeit verlieh er dem Antisemitismus Reputation und Schubkraft. Das war 1879, als er den Berliner Antisemitismusstreit auslöste. ‚Aus der unerschöpflichen polnischen Wiege‘, behauptete der Gelehrte, dränge ‚eine Schar strebsamer, Hosen verkaufender Jünglinge herein, deren Kinder und Kindeskinder dereinst Deutschlands Börsen und Zeitungen beherrschen‘ würden.

Die Parallele ist unübersehbar, wenn als taktische Waffe im geargwöhnten Kampf um die „Islamisierung Europas“ heute das Wochenbett der muslimischen Frau beschworen wird. Treitschkes Angriffe gegen das deutsche Judentum markierten die Aufkündigung des mühsam erkämpften liberalen Konsenses über die Integration. Der Berliner Antisemitismusstreit war vor allem eine Identitätsdebatte, eine Auseinandersetzung darüber, was es nach der Emanzipation der Juden bedeuten sollte, Deutscher zu sein und deutscher Jude zu sein.“

Heute geht es nicht um die Integration von Juden, sondern von Muslimen. Das Argument der größeren Gebärfreudigkeit dient auch bei Thilo Sarrazin dazu, die Angst vor „Überfremdung“ zu steigern. Wolfgang Benz schreibt: „Die Wut, mit der Barrikaden errichtet und Positionen verteidigt werden, ist beträchtlich, die Intonation der Debatten erschreckend, wenn etwa die Verweigerung von Toleranz gegenüber der zu diskriminierenden Minderheit der Muslime als selbstverständlich dargestellt wird. […] Die Gleichsetzung deutscher Bürger muslimischer Religion mit fanatisierten Terroristen hat Methode und wird mit dem Appell an das gesunde Volksempfinden, an das Rechthaben der Mehrheit inszeniert. Der symbolische Diskurs über Minarette ist in Wirklichkeit eine Kampagne gegen Menschen, die als Mitglieder einer Gruppe diskriminiert werden, eine Kampfansage gegen Toleranz und Demokratie.“[1]

Begegnungstherapie

Die beste Hilfe gegen Feindbilder sind immer noch reale Begegnungen mit dem angeblichen „Feind“. Begegnungen im Alltag helfen, den Anderen nicht als Feind, sondern auch als Mensch wahrzunehmen – mit eigener Geschichte und Prägung, aber dennoch ähnlichen Wünschen und Ängsten, Sehnsüchten und Hoffnungen. Kulturelle Fremdheit kann durch Interesse aneinander wenn auch nicht völlig beseitigt, so doch beträchtlich reduziert werden.

Reale Begegnungen mit Muslimen sind insbesondere in Sachsen aber absolute Mangelware. Bei Umfragen zeigt sich immer wieder, dass die meisten Einwohner keinen einzigen Muslim persönlich mit Namen kennen. Erfahrungen in muslimisch geprägten Ländern beschränken sich oft auf das Hören des Muezzinrufes in der Hotelanlage. In Kombination mit den starken Verlustängsten durch den zunehmenden Sozialabbau reagieren sie entsprechend anfällig auf Propaganda, die Ängste vor einer islamischen „Überfremdung“ schürt. Die unmittelbar eingängige Logik von Feindbildern ist zudem oft nur mit deutlich komplizierteren Gegenargumenten zu widerlegen. All dies führt dazu, dass die Stimmung immer explosiver wird. Einige Propagandisten haben dies erkannt und versuchen, diese Stimmung für ihre Zwecke zu Nutzen. Sie heizen die Feindbilder weiter an – ohne Rücksicht darauf, was dies für Verwerfungen in der Gesellschaft auslöst und dass man mit Feindbildern keinen Frieden, sondern nur Konflikt und Krieg erzeugt.

Christliche Islamangst

Dazu kommt noch, dass viele von denen, die Öl in dieses Feuer gießen, mit Vehemenz behaupten, sie würden dies im Namen des Christentums und zu seiner Verteidigung tun. Dem kann nicht deutlich genug widersprochen werden.

Die theologische Debatte um den Offenbarungsanspruch des Islam, um die historischen Entstehungsbedingungen von Koran und Sunna und um die Frage der Religionsfreiheit ist notwendig. Aber sie wird nicht befördert, sondern verhindert, wenn „ausländisch“ aussehende Mitbürger auf der Straße als „Musel“ angepöbelt und wenn friedlich unter uns lebende Menschen mit Hass und Vorurteilen überzogen werden. Wo die Wahrnehmung für die innere Vielfalt einer ganzen Weltreligion durch angstverzerrten Blick verstellt wird, wo Missstände und Probleme generalisiert werden, wo die Meinung einer radikalen Minderheit für das Wesen der Religion ausgegeben wird, da wird nicht gemäß dem biblischen Auftrag gehandelt. „Prüft alles, und das Gute behaltet.“ heißt es im 1. Thessalonicherbrief 5,21. Der christliche Auftrag zur Feindesliebe gehört zu den Kernaussagen der Bergpredigt. Die Feindesliebe ist nicht irgendein Nebensatz in einer randständigen Bemerkung der Bibel. Sie gehört zum Herzstück der Botschaft von Jesus. Im Umgang mit dem Anderen, auch mit dem, der mir Angst macht und der mich bedroht, zeigt sich, wie viel vom Christentum verstanden wurde. Liebe ist die transformierende Kraft – nicht der Hass.

Die „Christliche Mitte“

In einer Dresdener Kirche sind im Herbst 2010 Flugblätter mit antiislamischer Hetzpolemik aufgetaucht. Herausgeber dieser Flugblätter ist die „Christliche Mitte“. Dabei handelt es sich um eine national-konservative politische Kleinpartei, die nach wie vor von ihrer Gründerin Adelgunde Mertensacker dominiert wird. Die „Christliche Mitte“ ist 1988 aus der katholisch-konservativen „Deutschen Zentrumspartei“ hervorgegangen. Waren anfangs die bestimmenden Themen der Antikommunismus und Kampf gegen „die zerstörerischen Kräfte des Atheismus, Marxismus, dialektischen und praktischen Materialismus“ (Grundsatzprogramm 1997), so wandelte sich das Profil in den letzten Jahren zu einer fast reinen Islam-Hasspartei. Während die mehr im evangelischen Raum beheimatete „Partei Bibeltreuer Christen“ ein breites Spektrum verschiedener Themen bearbeitet, so ist die Islamkritik das zentrale Thema der „Christlichen Mitte“. Die übrigen Bereiche „Kampf gegen Schwangerschaftsabbrüche“ und gegen Homosexualität geraten dabei deutlich ins Hintertreffen. Von den zehn zum Download angebotenen Flugblättern beinhalten sechs eine polemisch überzeichnete Warnung vor dem Islam. Die „Dokumentationen“ von A. Mertensacker sollen „auf eine Gefahr aufmerksam machen, die das deutsche Volk in die Katastrophe führt“, heißt es im Flugblatt „Muslime erobern Deutschland“. Moscheen gelten generell als „Stützpunkte islamischer Eroberung“. „Moscheen sind keine Gotteshäuser, sondern ‚Orte der Niederwerfung’ vor dem falschen Gott, dem Götzen Allah“, wird in der gleichnamigen Broschüre behauptet.

In dem Flugblatt „Nein zur Gewalt!“ werden diverse Koranzitate hintereinander gestellt, ohne in irgendeiner Weise deren Kontext zu berücksichtigen. Daraus wird dann die Schlussfolgerung gezogen: „Der Koran ist ein anti-jüdisches und anti-christliches Buch. Er ruft zur Gewalt und zum Hass auf und ist die Quelle der Attentate von Muslimen, die heute die Welt mit Terror überziehen.“

Diese Art des Umgangs ist charakteristisch. Es ist wahr, dass der Koran von Attentätern zur Rechtfertigung ihrer Taten herangezogen wird. Es ist aber ebenso wahr, dass die große Mehrheit der Muslime solches Handeln entschieden ablehnt. Das erwähnt die „Christliche Mitte“ mit keiner Silbe. Warum auch - das würde ja das Feindbild stören. Die These steht fest: Der Islam als solcher ist gewalttätig und terroristisch, alle Muslime sind eigentlich gleichermaßen aggressiv, sie unterscheiden sich lediglich darin, wie sie es zeigen. „Während die sog. gemäßigten Muslime Takiya praktizieren und damit ihre wahren Absichten „verhüllen“, zeigen die sog. Fundamentalisten aggressive Transparenz.“ heißt es im Flugblatt „Muslime erobern Deutschland“. Der Vorwurf der Takiya zieht sich durch weite Bereiche der antiislamischen Polemik. Dabei stammt das Konzept der Takiya („Täuschung“) aus dem schiitischen Islam – betrifft eigentlich also höchstens 10% der Muslime. Aber auch dort meint es nicht die schrankenlose Erlaubnis zum Lügen, wie es gern kolportiert wird. Es steht lediglich für die moralische Erlaubnis eines Schiiten, in einer religiösen Verfolgungssituation unter sunnitischer Herrschaft sein schiitisches Sonderbekenntnis zu verschweigen.

Die Polemik der „Christlichen Mitte“ ist derart überzogen, dass sogar von evangelikaler Seite Widerspruch laut geworden ist. Der bekannte Autor Thomas Schirrmacher hat sich in seinem Buch „Feindbild Islam“ (VTR 2003) mit einigen Argumenten der „Christlichen Mitte“ kritisch auseinandergesetzt.

Politically Incorrect

Die unbeholfenen Flugblätter der „Christlichen Mitte“ erreichen deutlich weniger Menschen, als die neuen antiislamischen Hetzportale im Internet. Vorreiter ist dabei die Plattform „Politically Incorrect“ (PI).

Das Portal sammelt weltweit negative Nachrichten über den Islam. Wo immer etwas Schlimmes passiert, und möglicherweise ein Muslim daran beteiligt ist – auf PI kann man gewiss bald einen bissigen ironischen Kommentar dazu finden. Die Webseite präsentiert sich mit den Untertiteln „News gegen den Mainstream - Proamerikanisch - Proisraelisch - Gegen die Islamisierung Europas - Für Grundgesetz und Menschenrechte“. Insbesondere beim letzten Punkt sind ernsthafte Zweifel angebracht.

Der Journalist Stefan Niggemeier hat analysiert, dass es „ein unverhohlen rassistischer Mob“ ist, „der sich im Kommentarbereich von ‚Politically Incorrect‘ täglich versammelt. Die meisten von ihnen haben gelernt, nicht mehr ‚Kanake‘ zu sagen, sondern ‚Musel‘. Manche malen sich genüsslich aus, H-Bomben über Mekka und Medina abzuwerfen, nachdem sie ‚jeden Moslem, der sich anmaßt, ehemals christlichen Boden mit seiner Existenz zu beflecken‘, niedergemacht haben.“ Niggemeier stellt fest: „Gut gemeinte Medienregeln wie die, die Nationalität eines Täters bei der Berichterstattung nicht zu erwähnen, wenn sie nichts zur Sache tut, lösen bei den PI-Machern und -Lesern das Gegenteil dessen aus, was sie beabsichtigen: Akribisch suchen sie nach Hinweisen, dass es sich um Leute handelt, die sie mit scharfer, routinierter Ironie ‚Kulturbereicherer‘ nennen, und beschließen, dass die Nationalität immer etwas mit der Sache zu tun hat. Und es reicht ihnen nicht, die Nationalität eines Täters zu wissen: Den Mann, der in Frankfurt einen Rabbiner angegriffen hat, als Deutschen zu bezeichnen, war zum Beispiel nach Ansicht von PI grob irreführend, denn dessen Eltern kamen ja aus Afghanistan. Um es mit der Klarheit eines der Kommentatoren zu sagen: ‚Eine Kuh, die im Pferdestall geboren wird, bleibt eine Kuh.‘ Andere sprechen deshalb zur Unterscheidung nur von ‚Passdeutschen‘.“[2]

In seinem eigenen Blog hat Stefan Niggemeier einige Kommentare aus PI gesammelt, die den unverhohlenen Hass gegenüber Muslimen zeigen, der sich dort artikuliert.[3]

Der Name „Politically Incorrect“ bezieht sich auf den Eindruck, dass in der Politik die Probleme der Einwanderung und im Umgang mit dem Islam nicht beim Namen genannt werden dürfen. Dagegen rebelliert das Portal. Allerdings schlägt es dabei über die Stränge und lässt nach Ablegen des eigenen Maulkorbes der ungehemmten Beißfreude freien Lauf. Das notwendige Mittelmaß einer sachlichen Kritik bei menschlicher Akzeptanz geht darüber völlig verloren.

Nach eigenen Angaben erreicht das Weblog ca. 60 000 Besucher pro Tag. Die Tatsache, dass auch in diversen anderen Online-Zeitungen die Kommentare zu Artikeln von Kommentatoren im Stil von PI überschwemmt werden, sobald das Thema in irgendeiner Weise Islam oder Ausländerfragen berührt, lassen diese Zahlen realistisch erscheinen.

Die grüne Pest

Inzwischen sind weitere ähnlich gelagerte Portale entstanden, die in die gleiche Kerbe schlagen und analoge Denk- und Verhaltensweisen erkennen lassen.

Lange unter dem Namen „Die grüne Pest“ aktiv und kürzlich in „Reconquista Europa“ umbenannt ist ein Portal, das den Schwerpunkt der antiislamischen Polemik mit allgemeinem Ausländerhass und Diskussionen in weiteren Politikfeldern verbindet. Bereits die Überschriften der Portalbereiche sprechen für sich. Neben der Werbung für „Wertkonservative Parteien und Gruppierungen“ und kleineren Themen finden sich Themenbretter zum Islam („Islamisierung - „Die feige freie Welt“ - Islamisierung / Islamkritik. Wir werden uns nicht überrennen lassen. Eurabien wird eine Fiktion des Islams bleiben.“), zu Ausländerfragen in deutlicher Diktion („Migranten - Kulturbereicherer - Verbrecher - Auswirkungen sog. kultureller Vielfalt. Ausländer- und Migrantengewalt, Betrug, Verbrechen, illegale Einwanderung. Kulturbereicherer, Südländer, GB-Asiaten“) sowie Sammelbretter zur Politikverdrossenheit („Skandalrepublik: Lobbyismus - Skandale - Grüne - Linke - Braune - ANTIFA - Justizskandale“).

Ein anderer Bereich enthält keine Diskussionen, sondern umfangreiche Übersetzungen von Grundlagentexten. Dort wird in einem Text mit der Überschrift „Über die Illusion eines moderaten Islams“ das Fazit gezogen:

„Zusammenfassend kann man sagen, dass es sehr schwierig zu erkennen ist, wie der Islam, basierend auf seinen bestehenden Texten, in etwas Friedfertiges geändert werden kann, das so friedlich ist, dass es vom nichtmuslimischen Standpunkt her zufriedenstellend ist. Es ist ein höchst unangenehmer Gedanke, dass eine Religion mit über einer Milliarde Anhänger weltweit von Natur aus bösartig und mit einer modernen Gesellschaft unvereinbar ist. … Was also ist zu tun? Auf kurze Sicht: Schadensbegrenzung. Man muss den Islam einsperren und zähmen, soweit es möglich ist, und die muslimischen Dschihadisten müssen ihrer finanziellen und technologischen Ressourcen beraubt werden, damit sie uns nicht länger schaden können. Wo auch immer dies möglich ist, sollten Nichtmuslime versuchen, sich physisch von den Muslimen abzugrenzen.“[4]

Wenn man bedenkt, dass in der Denkart der Verfasser alle Muslime mehr oder weniger versteckte „Dschihadisten“ sind, und in der Denkart der meisten Kommentatoren „Muslim“ keine Religion, sondern eine Rasse darstellt, bedetuet dies nicht nur neue Mauern mit Stacheldraht. Es sind vor allem Mauern in den Köpfen, die hier zementiert werden. Konstruktive Kritik, die sich bemühen würde, gemeinsam mit Muslimen um eine Verbesserung der Situation und der Verhältnisse zu ringen, ist unter solchen Denkvoraussetzungen unmöglich. Bei solcher Destruktivität gibt es aber kein Anknüpfen und keine Verständigung.

Diese Portale zeigen nur die Spitze des Eisberges. Die Stimmung in der Bevölkerung ist bedrohlich am Kippen. Nicht zuletzt die Ergebnisse der Schweizer Volksabstimmungen zum Minarettverbot (2009) und zur sofortigen Ausweisung von straffällig gewordenen Ausländern (2010) zeigen, dass eine erschreckende Mehrheit bereit ist, der populistischen Propaganda zu folgen. Die Auswirkungen auf das friedliche Zusammenleben sind erheblich. Letztlich steigert die empfundene und tatsächliche Ausgrenzung die Fremdheitserfahrung und damit auch die Motivation und Bereitschaft, sich mit terroristischen Handlungen dafür zu rächen. So nährt und fördert die Islamangst das, wovor sie sich fürchtet.

Auswege

Der Ausweg aus diesem Teufelskreis liegt in der Auflösung der Feindbilder durch reale Begegnung. Lynn Green, einer der internationalen Leiter des pfingstkirchlichen Missionswerkes „Jugend mit einer Mission“, berichtete bei einem Vortrag in Norwegen im August 2009 von seinen diesbezüglichen Erfahrungen. Auch er stellte fest, dass die Angst vor dem Islam besonders unter Christen groß geworden ist. Diese Furcht verhindert, dass Menschen bereit sind, zu Muslimen zu gehen – für ein Missionswerk, das die christliche Liebe weitergeben will, ist das keine gute Voraussetzung. Im Rahmen einer Gebetsbewegung hatte er an einem Versöhnungsmarsch teilgenommen, der ihn entlang der Kreuzfahrerrouten zu den heute dort lebenden Muslimen führte, um bei ihnen für die früher geschehenen Gewalttaten um Entschuldigung zu bitten. Diese Begegnungen in islamisch geprägten Ländern bezeichnete er als die „geistlichsten Erfahrungen“ in seinem Leben. Anstelle von Feindseligkeit und Hass, wie er sie befürchtet hatte, wurde er mit nie gekannter Gastfreundschaft aufgenommen. Die persönliche Erfahrung der inneren Vielfalt des Islam motiviert ihn, falschen Klischees, wie der „wirkliche“ Islam angeblich sei, entgegenzutreten. Im Gespräch mit den Menschen hat er erfahren, wie sie die westliche Kultur sehen. Die Beweggründe für die verbreitete Anti-Westliche Einstellung wurden nachvollziehbar, denn sie sehen vor allem die negativen Aspekte dieser Kultur: die Drogenprobleme, die Scheidungsraten, die Morde in amerikanischen Städten usw. Das sehen sie im Fernsehen. Davon schreiben ihre Zeitungen. Sie wollen das nicht in ihren Familien. Wenn dann christliche Missionare kommen und sagen: „Ihr solltet so werden, wie wir.“, dann lehnen sie ab - und man kann es ihnen nicht verdenken. Darum mahnt er: „Beteiligt euch nicht an der Propaganda über den Islam und die Moslems. Nehmt nicht an oberflächlichen Argumentationen teil, die in der Kirche von heute stattfinden. Lernt stattdessen Moslems kennen. … Nur sehr wenige Moslems kommen in unser Land mit der Absicht, es verändern zu wollen. Die ganz große Mehrheit kommt, weil sie Freiheit wollen. Sie kommen weil sie ein besseres Leben möchten. Sie möchten einfach nur in der Lage sein, ihre Kinder zu ernähren und ihnen eine anständige Erziehung zu ermöglichen. Doch wenn sie von unserer Seite Feindseligkeit erleben – und sie erleben dies immer mehr –, wenn sie lesen, was die Presse über sie schreibt, wenn sie unseren Zorn und unsere Angst erleben, wenn gerade wieder eine Gereueltat geschehen ist – dann radikalisieren wir sie. … Glaubt nicht der Propaganda über sie. Schenkt stattdessen Jesus Glauben. Jesus sagt: ‚Ihr sollt einander lieben, ihr sollt euren Nächsten lieben und ihr sollt eure Feinde lieben.‘“

Harald Lamprecht    

 

Satire

Die Brillenträgerverschwörung

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass hinter den meisten Korruptionsaffären Brillenträger stecken? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie in den letzten Jahrzehnten der Anteil der Brillenträger in der Regierung deutlich zugenommen hat? Der Zusammenhang mit der Qualität der gegenwärtigen Politik ist ja nicht zu leugnen.

Achten Sie künftig in den Kriminalitätsstatistiken mal auf den Anteil der Brillenträger. Dass dieses wichtige Merkmal gar nicht mit erfasst wird, zeigt deutlich den Einfluss, den die Brillenträgerlobby bereits auf unser Gemeinwesen genommen hat.

Alle aufrechten Bürger sollten rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, wie man die Bevölkerung vor dem gefährlichen Einfluss der Brillenträger schützen kann, die unsere Freiheit bedrohen und die Sitten verderben.

Wenn es gelänge, sie des Landes zu verweisen, könnte sofort spürbare Erholung eintreten. Es gäbe sofort wieder genügend Arbeitsplätze und auch viel weniger Stau auf der Autobahn.

Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist!

 

 

 

 

 

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Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 6/2010 ab Seite 08