Die Neuapostolische Kirche (NAK) hat zum 1. Januar 2023 die Weihe von Frauen in alle Amtsstufen freigegeben. Die Entscheidung wurde in einer weltweit ausgestrahlten Videobotschaft von Stammapostel Jean Luc Schneider am 20. September 2022 verkündet.

Ausführlich hat er in der Ansprache die theologische Begründung für diesen Schritt vorgetragen. Dabei steht im Zentrum, dass von der Schöpfung her Frauen und Männer vor Gott den gleichen Wert und die gleiche Würde besitzen. Wesentlich für die Argumentation ist die Unterscheidung von Amtsvollmacht und Amtsauftrag. Die Amtsvollmacht handelt von der Theologie und bezeichnet die grundsätzliche Möglichkeit, an der Heilsvermittlung mitzuwirken. Diese kommt von Gott her und gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Der Amtsauftrag hingegen, dass eine konkrete Person an einem bestimmten Ort ein Amt ausführen soll, ist eine Frage der Organisation und berücksichtigt neben kirchlichem Bedarf und persönlicher Eignung auch praktische und kulturelle Fragen.

Dass Jesus keine Frauen berufen hat, hängt – so Stammapostel Schneider – nicht an ihrer Amtsvollmacht, sondern lediglich am Amtsauftrag, weil sie unter den damaligen kulturellen Bedingungen in den Synagogen nicht hätten lehren können. Diese Unterscheidung ermöglicht es der NAK auch jetzt praktisch, auf unterschiedliche Gegebenheiten und kulturelle Rahmenbedingungen einzugehen. Die Ordination von Frauen ist also ein „kann“, aber nicht „muss“ – je nach örtlicher Situation.

Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass der nächste Stammapostel eine Frau sein wird, denn die Ämter in der NAK werden nach längerer Bewährung vergeben. Die Weihe von Diakoninnen ist allerdings an verschiedenen Orten erfolgt.

Während die Entscheidung in Deutschland und Europa von den Gemeinden ruhig und ohne erkennbare Kontroversen aufgenommen wurde, gab es in Afrika teilweise öffentliche Proteste und in Kinshasa die Abspaltung der „Église Néo-Apostolique Authentique“ unter Apostel Christophe Kabongo Kantu.