„Best of“ - Religion
Eine Studie vom Dezember 2009 bestätigt, was schon seit einiger Zeit gemunkelt wird: Die klassischen Religionen mit festem Bekenntnis sind auf dem Rückzug. Das amerikanische Meinungsforschungsinstitut „Pew Research Center‘s Forum on Religion & Public Life“ veröffentlichte Daten, die bestätigen, dass sich mittlerweile ein bedeutender Teil der Amerikaner seinen eigenen Glauben aus vielen möglichen „Lego-Bausteinchen“ zusammensetzt. So besucht ein Viertel der Befragten die Angebote mehrerer religiöser Strömungen. Es scheint ebenso aus der Mode gekommen zu sein, sich an ein territoriales Zentrum der Religionsausübung, beispielsweise an eine feste Gemeinde, gebunden zu fühlen. Etwa 40 Prozent derer, die wöchentlich ein Angebot einer Religion wahrnehmen, besuchen Zentren an unterschiedlichen Standorten. Dabei ist es mittlerweile so, das ein hoher Prozentsatz derer, die monatlich oder jährlich ein religiöses Angebot in Anspruch nehmen, sich nach Belieben den Standort und die Art der Religion aussuchen.
Ganz selbstverständlich vermischt sich in den traditionell christlich beeinflussten USA der bisher gängige Glaube der Menschen mit anderen Elementen. So glauben unter den befragten Christen 22 Prozent an eine Wiedergeburt auf der Erde (Reinkarnation), dies sind nur zwei Prozent weniger als unter den befragten Andersgläubigen. Auch wenn es um andere Phänomene wie den Glauben an Geister, Wahrsagerei, den „bösen Blick“ und Kontakt mit Verstorbenen geht, unterscheiden sich die Prozentzahlen von Christen und Nicht-Christen sehr wenig. Dies zeigt, dass sich der traditionelle christliche Glaube der Amerikaner mit verschiedensten anderen religiösen Sichtweisen verbindet.
Allgemein scheint sich die Intensität des persönlichen religiösen Erlebens deutlich erhöht zu haben. Im Vergleich zu den 1960er Jahren hat sich die Zahl derer nahezu verdoppelt, die angeben, eine religiöse oder mystische Erfahrung oder einen Moment plötzlicher religiöser Einsicht oder Erweckung erlebt zu haben. Immer mehr Menschen sprechen derzeit von einer Art „spontaner Bekehrung“. Der Religionssoziologe Michael Lindsay von der Rice University interpretiert es so: Die Menschen in Amerika personalisieren ihre Religion, wählen nach ganz persönlichen Vorlieben aus und basteln sich so, wie eine Playlist auf dem mp3-Player, ihre eigene „Best-Of“ Religionssammlung zusammen.
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