Päpstliches Rundschreiben „Evangelium Gaudium“
Das von Papst Franziskus veröffentlichte Apostolische Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ wird von Beobachtern als päpstliche Regierungserklärung verstanden. Darin skizzert Papst Franziskus eine geistliche und missionarische Neuausrichtung der röm.-kath. Kirche. Anliegen ist ihm eine arme Kirche, die den Schrei der Armen hört und sich aktiv in der Gesellschaft für Frieden, sozialen Ausgleich und die Bewahung der Schöpfung engagiert. Die „Option für die Armen“ ist für ihn eine zutiefst religiöse Kategorie. Es geht ihm nicht nur um Förderprogramme und politischen Aktionen, sondern ebenso um eine menschliche und geistliche Zuwendung zu den Armen. Zugleich sprach er Ursachen von Ungerechtigkeit deutlich an: „Solange die Probleme der Armen nicht von der Wurzel her gelöst werden, indem man auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichtet und die strukturellen Ursachen der Ungleichverteilung der Einkünfte in Angriff nimmt, werden sich die Probleme der Welt nicht lösen.“ Franziskus ist „eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlickeit … krank ist.“
Eingebettet sind die sozialreformerischen Impulse in eine geradzu pietistisch anmutende Aufforderung zur persönlichen Jesusbegegnung als Grund der Freude: „Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen.“
Auch zu einer Reihe von kirchlichen Fragen äußert sich Franziskus. So ist nach seiner Sicht eine stärkere Dezentralisierung der Kirche heilsam und förderlich. Vom päpstlichen Lehramt sei keine endgültige oder vollständige Aussage zu allen Fragen zu erwarten, die die Kirche und die Welt betreffe. Eigene Abschnitte widmen sich dem Dialog mit dem Judentum und dem Interreligiösen Dialog, speziell mit dem Islam.
Der Text ist auf der Internetseite des Vatikan auf deutsch erhältlich.