Bezirkskongress 2000

Sächsischer Bezirkskongress der Zeugen Jehovas vom 14.-16. Juli 2000 im Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden

Wie jedes Jahr fand auch diesmal nach Ende der Fussballsaison wieder ein großer Bezirkskongress der Zeugen Jehovas in Dresden statt. An drei Tagen, von Freitag morgen bis Sonntag nachmittag, versammelten sich rund 10 000 Zeugen Jehovas aus dem ganzen sächsischen Raum im Rudolf-Harbig-Stadion. Das Thema des diesjährigen Kongresses lautete "Täter des Wortes Gottes". Obwohl zu dem Kongress auch Gäste freien Zutritt hatten, dürfte sich angesichts der vielen Ordner an allen Eingängen die Präsenz spontaner Zuschauer in Grenzen gehalten haben.

Du bist nicht allein

Der Bezirkskongress bildet einen Höhepunkt im Jahresablauf für Zeugen Jehovas. Seine Funktion ist zum Teil mit den Kirchentagen vergleichbar. Er ist eine Großveranstaltung, bei der die Angehörigen der Organisation aus dem ganzen Umkreis zusammenkommen, Lieder singen und Vorträge hören. Der psychologische Aspekt, in der Gemeinschaft so vieler Gleichgesinnter die Vereinzelung des Alltags zu überwinden, gilt für Kirchentage wie Bezirkskongresse. "Du bist nicht allein, so viele denken, glauben, leben genauso" ist sicherlich eine der wichtigen Erfahrungen, die viele Teilnehmer einer solchen Veranstaltung machen können. Allerdings ist die Verbindlichkeit der Teilnahme bei einem Bezirkskongress ungleich höher. Während Kirchentage ein Angebot kirchlichen Lebens unter vielen sind, haben die Kongresse eine weitaus zentralere Position. Schliesslich ist es üblicherweise die einzige Veranstaltung, bei der neue Mitglieder der Zeugen Jehovas getauft werden.

Taufe für den Dienst

Die Taufe von ca. 50 neuen Mitgliedern am Samstag vormittag bildete einen Höhepunkt der Veranstaltung. Zur Vorbereitung auf diesen Akt diente unter dem Thema "Diener des Wortes Gottes" eine Vortragsreihe, die vor allem Ermahnungen zum Predigtdienst beinhaltete. Nach der Taufansprache und der öffentlichen Beantwortung der Tauffragen (1. "Hast du auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi deine Sünden bereut und dich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun?" 2. "Bist du dir darüber im Klaren, dass du dich durch deine Hingabe und Taufe als ein Zeuge Jehovas zu erkennen gibst, der mit der vom Geist geleiteten Organisation Gottes verbunden ist?") erfolgte die eigentliche Taufe dann im Schwimmbad - in "schicklicher Badebekleidung", wie es das Programm verlangte.

"Biblische Belehrung"

Abgesehen von einigen Liedern und einer theatralischen Inszenierung bestand der Hauptteil des Kongresses aus Vorträgen - "biblischer Belehrung" wie die Ordner mir gegenüber betonten. Deren Inhalte behandelten verschiedene Aspekte aus dem Leben der Zeugen Jehovas. Am Freitag nachmittag standen unter der Überschrift "Dem Wort Gottes gehorchen" Ehe und Familie, am Samstag die Verkündigung nach außen und das Streben nach geistiger Gesinnung, am Sonntag, das nahende Gericht Jehovas im Mittelpunkt der mit zahlreichen biblischen Verweisen durchsetzen Vorträge.
Die Bindung an die Organisation bildete immer wieder den Abschluss der Vorträge: am Freitag hieß es "Mit Jehovas Organisation Schritt halten", am Samstag wurde erläutert, dass das "Geistiggesinntsein" neben Studium und Gebet gestärkt werden kann, "indem wir uns eng an Jehova und seine Organisation halten." Am Sonntag wurden nach dem Drama "Warnende Beispiele für unsere Zeit" verschiedene Ermahnungen an die Kongressteilnehmer gegeben.

Abgrenzung

Dazu gehörten vor allem die erneute Einschärfung der scharfen Abgrenzung gegenüber allen Andersgläubigen. Die Anwesenden wurden vom Redner eindrücklich ermahnt, keinerlei Kontakt zu "Abtrünnigen" zu unterhalten, da sich dies in jedem Fall schädlich für sie auswirken würde. In gleichem Sinn wurde auch das Verhältnis zur "Welt" als das eines Gegensatzes bestimmt. Wer ein Freund der Welt ist, der ist ein Feind Gottes - so der Vortragende. Darum sei auch kein engerer Kontakt von Zeugen Jehovas zu "Weltmenschen" (das sind alle, die nicht Zeugen Jehovas sind) zu entschuldigen.
Aus dieser strengen Abschottung der Mitglieder nach außen resultieren viele der mit den Zeugen Jehovas verbundenen Probleme. Sie ist ein Hauptmerkmal der nach wie vor großen Radikalität der Religionsgemeinschaft. Solange diese Verweigerung des normalen Umgangs mit Menschen außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft aufrecht erhalten wird, wird die Organisation es schwer haben, ihre positive Stellung zur Gesellschaft glaubhaft zu machen. Darum bemüht sie sich aber nach außen hin im Zusammenhang mit der beantragten Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Andere Bezirkskongresse mit gleichem Programm

Folgende Liste ist dem Wachtturm vom 15. Februar 2000, Seite 30, entnommen.

Anmerkung: "Kongreßsaal" bezieht sich auf den jeweils eigenen Kongreßsaal der Zeugen Jehovas am Ort.

(Liste aus ZJ-Insider)