Neue Seligsprechungen

Papst Johannes Paul II. hat den letzten österreichischen Kaiser Karl I. (1887-1922) und die deutsche Nonne und Mystikerin Anna Katharina Emmerick (1774-1824) selig gesprochen. In der Predigt des Papstes heißt es, der Staatsmann und Christ Karl I. sei ein „Freund des Friedens“ gewesen. Krieg sei in seinen Augen „etwas Entsetzliches“ gewesen. So habe er versucht, während des Ersten Weltkrieges die Friedensinitiative des Vatikans aufzugreifen. „Von Anfang an verstand Kaiser Karl sein Herrscheramt als heiligen Dienst an seinen Völkern.“ Er solle den heutigen Politikern in Europa ein Vorbild sein.

In Österreich ist die Seligsprechung Karls umstritten. Kritiker werfen dem Monarchen vor, er habe den Einsatz von Giftgas im Ersten Weltkrieg zu verantworten. Außerdem habe er nach dem Ende der Monarchie versucht, das Kaiserreich wieder zu restaurieren.

Selig gesprochen wurde auch die deutsche Ordensfrau Anna Katharina Emmerick. Sie habe, so der Papst, in ihren Visionen und Erscheinungen „das bittere Leiden Jesu geschaut“ und durch ihre Wundmale am eigenen Leib erfahren. „Dass aus der Tochter armer Bauern, die beharrlich Gottes Nähe suchte, die bekannte ‚Mystikerin des Münsterlandes‘ wurde, ist ein Werk der göttlichen Gnade.“

Den Überlieferungen zufolge hatte die als „Seherin von Dülmen bekannt gewordene Ordensfrau Visionen von Stätten des Alten und Neuen Testaments. Emmerick war bereits in jungen Jahren schwer krank und bettlägerig. 1812 soll sie dann die „Stigmatisierung“ erfahren und die Wundmale Jesu aufgewiesen haben. Der Dichter Clemens von Brentano zeichnete sechs Jahre lang Anna Katharina Emmericks Visionen auf und verarbeitete sie literarisch.

Selige müssen ein vorbildliches christliches Leben geführt und nach ihrem Tod für ein Wunder gesorgt haben. Selige dürfen von den Gläubigen in ihrer Ortskirche verehrt werden, Heilige in der ganzen Welt. Der Papst hat in seiner über 25-jährigen Amtszeit mehr als 1300 Menschen selig und über 460 heilig gesprochen.

HL / tagesschau.de

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HL
Dieser Beitrag ist erschienen in Confessio 5/2004 ab Seite 19