Neues von Scientology
Berlin: Scientology umwirbt Politiker
Die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmidt, teilte mit, dass die Scientology-Organisation gezielt versucht habe, Einfluss auf Politiker zu nehmen. Die Lobbyarbeit nehme innerhalb der Organisation einen hohen Stellenwert ein. Vor Wahlen würden zahlreiche Mitglieder verschiedener Parteien angeschrieben und mit Informationsmaterial überhäuft. Auch werde - offen oder getarnt - um Gesprächstermine gebeten. Allerdings hat die Organisation ihr Ziel, sich in der deutschen Politik zu etablieren, bislang verfehlt. „Der große Erfolg ist bislang ausgeblieben“, zitiert die Tageszeitung „Die Welt“ die Politikerin. Die Anhängerzahl in der Hauptstadt stagniert auf niedrigem Niveau bei ca. 250 eingetragenen Mitgliedern. Bundesweit werden vom Verfassungsschutz 5000-6000 eingetragene Mitglieder angegeben. Die Zahl der Kunden scientologischer Angebote ist höher.
HL / www.welt.de, 3. 1. 2009
Tod von John Travoltas Sohn - Scientology mitschuldig?
Vielfache Spekulationen hat in den Medien der Tod des 16jährigen Sohnes Jett von Hollywood-Schauspieler John Travolta ausgelöst. Den Berichten zufolge litt der Junge an einer fieberhaften Gefäßentzündung. Diese Diagnose wurde in den Medien angezweifelt und eine psychische Erkrankung vermutet. Diskutiert wird nun, ob die eigentümlichen Theorien der Scientology-Organisation über Gesundheit und Krankheit zu einer mangelnden medizinischen Versorgung geführt haben und ob der durch einen Krampfanfall ausgelöste Tod vermeidbar gewesen wäre. Der seit Jahren bei Scientology aktive John Travolta musste sich den Fragen der ermittelnden Polizei stellen. Psychische Erkrankungen werden bei Scientology nicht akzeptiert und eine medikamentöse Behandlung abgelehnt.
HL / Hamburger Abendblatt 7.1.2009
Ein Jahr Anonymous gegen Scientology
Seit nunmehr einem Jahr finden weltweit regelmäßig friedliche Protestaktionen statt, die im Internet koordiniert werden. Die Bewegung nennt sich Anonymous, weil die in ihr engagierten Personen Wert auf ihre Privatsphäre legen und mit Masken agieren, um nicht persönlichen Repressionen durch Scientology ausgesetzt zu werden. Gebildet hat sich die Bewegung spontan nach Versuchen der Internet-Zensur im Januar 2008. Seitdem sind weltweit viele Menschen durch das gemeinsame Ziel verbunden, über Scientology aufzuklären und organisieren monatliche Proteste und Kundgebungen. Damit sollen die Menschenrechtsverletzungen durch Scientology an die Öffentlichkeit gebracht und Politiker zum Handeln bewegt werden. Informationen über die Bewegung gibt es im Internet: anonstillalive.com stellt das Projekt vor und listet die aktiven Gruppen auf, über www.whyweprotest.net läuft die internationale Koordination und deutsche Informationen gibt es auf www.diekartegefunden.com.
HL / de.indymedia.org
Urteil: Scientology-Kindergarten in München bleibt geschlossen
Die Kindertagesstätte „Haus für Kinder“ im Münchener Stadtteil Sendling bleibt geschlossen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat in einer Eilentscheidung die Position des Münchener Verwaltungsgerichts bestätigt, welches es für berechtigt ansah, dass die Stadt München der Kindertagesstätte die Betriebserlaubnis entzogen hat, weil sie von Scientologen betrieben wird. Da anzunehmen ist, dass scientologische Methoden und Techniken die Erziehungsarbeit im „Haus für Kinder“ maßgeblich beeinflussen, stelle dies eine Gefährdung des Kindeswohles dar.
Das Hauptsachverfahren steht noch aus. In den Entscheidungsgründen führte das Gericht aus, dass es nicht um die formale Mitgliedschaft der Erzieherinnen und Vorstandsmitglieder bei Scientology gehe, sondern darum, „eine Erziehung nach – nicht mit überwiegender Wahrscheinlichkeit ausschließbar auch verdeckt angewandten – „scientologischen Technologien“ und zu einem durch totalitäre Unterwerfung und auf die Abschaffung wesentlicher Prinzipien und tragender Grundrechte zielenden System in der konkret betroffenen Einrichtung zu unterbinden.“ (Abs. 36) Das Recht der Eltern zur Kindeserziehung ist nach den Ausführungen des Gerichts pflichtgebunden und hat die Menschenwürde des Kindes zu respektieren. „Sie schulden ihm, ihr Handeln an seinem Wohl auszurichten, damit es sich zu einer eigenverantwortlichen Persönlichkeit innerhalb der sozialen Gemeinschaft entwickeln kann, wie sie dem Menschenbild des Grundgesetzes entspricht.“ Darüber hat der Staat auch ein Wächteramt. Weil diese Entwicklung beim Einfluss scientologischer Techniken nicht gewährleistet werden kann, muss die Aufsichtsbehörde die Betriebserlaubnis entziehen.
HL / VGH Bayern, AZ: 12 CS 08.1417
Hubbard Biografie im Internet
Wer sich detailliert mit der Lebensgeschichte der Scientology-Gründers Lafayette Ronald Hubbard befassen möchte, kann dies z.B. mit der im Internet in deutscher Übersetzung erhältlichen Hubbard-Biografie von Russell Miller „Bare Faced Messiah“ tun. Angesichts der zahlreichen Beschönigungen der Biografie im Stile von Heiligenlegenden durch die Scientology-Organisation ist dieser Abgleich mit den historisch ermittelbaren Tatsachen sehr aufschlussreich. Die deutsche Übersetzung befindet sich u.a. auf der Homepage von Wilfried Handl, der 28 Jahre Mitglied bei Scientology war und sich nun sehr um eine kritische Aufklärung bemüht.
http://www.wilfriedhandl.com/texte/
BFM/bfm1.html