Alevitischer Religionsunterricht
Alevitischer Religionsunterricht wird neuerdings auch an den weiterführenden Schulen in NRW gegeben, nachdem er bereits für die Grundschulen eingeführt wurde. Die Schulministerin genehmigte einen entsprechenden Lehrplan für die Alevitische Religionslehre für die Sekundarstufe I. Der Unterricht startete mit einer historischen Auftaktstunde am 14. 2. 2012 an der Luise-Meitner-Gesamtschule in Duisburg. Der Unterricht wird in deutscher Sprache erteilt. Insgesamt wird derzeit in NRW alevitischer Religionsunterricht an 18 Grundschulen für ca. 300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Für weitere 20 mögliche Klassen fehlen momentan noch die Lehrkräfte.
Die Aleviten sind eine im türkisch-anatolischen Bergland entstandene, aus dem schiitischen Islam hervorgegangene Glaubensrichtung, die sich diesem gegenüber jedoch durch zahlreiche Besonderheiten auszeichnet. Aleviten beten nicht in Moscheen und sind stark von der sufistischen Mystik geprägt, was sich auf ihre Koranauslegung auswirkt. Der individuelle persönliche Gottesbezug gilt als wichtiger als die Befolgung religiöser Vorschriften, die entsprechend locker gehandhabt werden. Die klassischen fünf religiösen Hauptpflichten der Muslime werden von den Aleviten nicht in dieser Form praktiziert. Einige Aleviten sehen sich als Muslime an, andere hingegen nicht.
In den vergangenen Jahren wurden die Bestrebungen der alevitischen Verbände stärker, als eigenständige Religionsgemeinschaft neben dem Islam wahrgenommen und juristisch anerkannt zu werden. Voraussetzung für die Einführung des Alevitischen Religionsunterrichtes war eine entsprechende Konsolidierung der Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF), die den Unterricht inhaltlich verantwortet. Sie wurde nach entsprechenden Gutachten durch die Kultusministerien der betreffenden Länder als Religionsgemeinschaft im Sinne des Art. 7 Abs. 3 GG eingeordnet. Im Land NRW gibt es ca. 60 000 bis 70 000 Schülerinnen und Schüler alevitischen Glaubens in den verschiedenen Schulformen. Der Unterricht wird von Lehrkräften alevitischen Glaubens erteilt, die bereits auf Lehramt studiert haben und im Schuldienst tätig sind.